Am Samstag wurde die russische Journalistin und Putin-Kritikerin Anna Politkowskaja im Aufzug ihres Wohnhauses in Mokau erschossen aufgefunden. Politkowskaja, 1958 geboren, war eine der renommiertesten und mutigsten Journalisten in Russland. Sie schrieb vor allem für die kleine regierungskritische Zeitung Nowaja Gaseta in Moskau. Seit 1999 berichtete sie regelmäßig über den Tschetschenienkrieg. Ihr Buch "Tschetchenie: les deshonneur russe" (nicht identisch mit dem auf Deutsch erschienenen Buch "Tschetschenien. Über den Krieg") wurde 2003 mit dem ersten Lettre Ulysses Award für Reportage ausgezeichnet. Einen Auszug auf Deutsch können Sie hier lesen. Politkowskaja war eine scharfe Kritikerin Putins und dokumentierte zahlreiche Fälle von Misshandlung der tschetschenischen Zivilbevölkerung durch Regierungssoldaten.2004, als sie nach Südrussland fliegen wollte, um über die Geiselnahme in Beslan zu schreiben, wurde sie krank und zeigte Symptome einer Vergiftung. Sie konnte deshalb über Beslan nicht berichten. (Ein Interview dazu mit ihr bei der BBC)
Erste Meldungen über ihren Tod finden Sie bei Spiegel Online und, etwas ausführlicher, beim ZDF und in der New York Times hier und hier. Der Guardian porträtierte sie 2004 anlässlich des Erscheinens ihres Buches über Putin. Der Observer überlegt, ob Politkowskajas Ermordung ein Geburtstagsgeschenk für Präsident Putin und seinen Protege, den tschetschenischen Ministerpräsidenten Ramzan Kadyrow war. Putin hatte am Samstag Geburtstag, Kadyrow am Donnerstag.
Im Netz finden sich auch einige Artikel von Politkowskaja. Neben dem Auszug in der Lettre aus ihrem preisgekrönten Tschetscheniebuch gibt es einen Artikel von ihr über den 16-jährigen Tschetschenen Mahmud, der von Regierungssoldaten gefoltert wurde, und ein Interview mit ihr (beides auf Englisch) auf einer dänischen Website. Der Guardian hat mehrere ihrer Artikel über Tschetschenien veröffentlicht: Hier beschreibt sie in einem Artikel von 2001 einige Foltermethoden, die sie am eigenen Leib erfuhr, nachdem sie von russischen Soldaten verhaftet worden war. Hier ihre Reportage vom April 2002 über russische Soldaten, die tschetschenischen Frauen mit Vergewaltigung vor ihrer Familie drohen, falls sie sich nicht mit Geld freikaufen. Hier ihr Report vom 30. Oktober 2002 über ihre kurze Verhandlung mit den Geiselnehmern in einem Moskauer Theater. Und hier ihre Reportage vom März 2006 über eine Vergiftungswelle unter tschetschenischen Schulkindern.
Ausführliche Informationen über den Krieg in Tschetschenien mit Porträts der Beteiligten und Karte bietet die BBC. In der FAZ veröffentlichte Andre Glucksmann einen zornigen Artikel über die Ermordung des gemäßigten tschetschenischen Politikers Maschadow durch russische Soldaten, und im Perlentaucher protestierte er gegen die windelweiche Haltung des Westens gegenüber Putin.
Beste Dank an perlentaucher.de für die gute Recherche!
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