von Garabed Hatscherian; Dora Sakayan
Broschiert: 240 Seiten
Verlag: Kitab; Auflage: 1 (19. Oktober 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3902005874
ISBN-13: 978-3902005878
Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 13,6 x 1,2 cm
Pressestimmen
Hier ... liegt ein auch heute hoch politisches Buch vor; ein Augenzeugenbericht eines armenischen Arztes, der 1922, am Ende des griechisch-türkischen Krieges, die Eroberung von Smyrna (heute Izmir) und die Ermordung und Vertreibung seiner christlichen Bevölkerung mit erlebte. Als Herausgeberin fungiert seine Enkelin, eine Germanistin, deren Lebensweg von Saloniki über Jerewan und Moskau an die Mc Gill University in Montreal führte und die der Erinnerung an die eindrucksvolle Gestalt des Großvaters berührende Worte der Erinnerung widmet. Tessa Hofmanns ausführliche Einleitung schildert zunächst das multikulturell segmentierte alte Smyrna mit seinen in eigenen Stadtvierteln lebenden Parallelgesellschaften, dann den wachsenden Druck auf diese prekäre Vielfalt seit dem Aufstieg der Jungtürken (1908 und 1913) sowie die ersten Griechenverfolgungen größeren Stils zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Ihnen folgte ab 1915 der bis heute offiziell geleugnete Völkermord an den Armeniern. Über die Details des griechischen Angriffskriegs, der letztlich zur Katastrophe von Smyrna führte, erfahren wir bei Hofmann allerdings wenig, das gleiche gilt für die Umstände der griechischen Landung in Smyrna am 15.Mai 1919 (aufgebauscht und Unregelmäßigkeiten sind hier bezeichnende Wortfindungen. Garabed Hatscherian, der Augenzeuge des Massenmordes und der Niederbrennung christlicher Stadtviertel nach dem ungeordneten Abzug der griechischen Truppen am 8. September 1922 erscheint hier paradoxerweise als objektiverer Betrachter, der etwa auch von der fatalen Taktik der Verbrannten Erde berichtet, die die abziehenden Griechen in Westanatolien praktizierten. Im September 1922 sollen die Massaker in Smyrna 120.000 bis 300.000 Tote zur Folge gehabt haben übrigens in Anwesenheit zahlreicher westlicher Beobachter und sogar etlicher schiffe der Entente, die sich aber hüteten,, in die Gräueltaten des siegreichen türkischen Militärs einzugreifen. R.Schedewy (Bücherschau 2006)
Dora Sakayan hat das sorgsam in der Familie aufbewahrte Tagebuch ihres Großvaters, des armenischen Arztes Gaabed Hatscherian, 1995 veröffentlicht und somit eine weitere aufschlussreiche Quelle zur Ausrottung der Armenier in der Türkei der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieses Tagebuch liegt jetzt auch auf Deutsch vor, ergänzt um eine Einführung über die historischen Zusammenhänge und weitere Beiträge, die helfen, dieses Dokument einzuordnen. … in dem Bewusstsein um die aktuelle, politische Brisanz dieses Themas. (Rechtsgeschichte, Richard Albrecht)
Aufzeichnungen eines Betroffenen über die Tragödie von Smyrna von 1922. (BI) Smyrna (heute Izmir) gehörte zu den christlichen Zentren des Osmanenreiches. Seine Bevölkerung bestand zu einem großen Teil aus Griechen und Armeniern, unter ihnen befand sich auch der angesehene Arzt Dr. Hatscherian. Im Jahre 1922 zerstörten Truppen Kemal Atatürks die Stadt und richteten unter ihrer christlichen Bevölkerung unvorstellbare Massaker an. Hatscherian gelang es, mit wenigen anderen nach Griechenland auszureisen. Das Tagebuch, das er in der Zeitspanne vom 28. August 1922 bis zum 7. April 1923 niederschrieb, zählt zu den wichtigsten und erschütterndsten Zeugnissen des zweiten Genozids der Türken an ihren christlichen Landsleuten. Wie schon die Ereignisse von 1915/17 hat die Türkei auch diese bis heute nicht aufgearbeitet. Eine ausführliche Einleitung stellt den Text, der hier erstmals in deutscher Sprache erscheint, in den größeren historischen Zusammenhang und wirft Fragen auf, die auch 80 Jahre danach, im Blick auf spätere, ähnliche Ereignisse sowie für das Bemühen, aus der Geschichte zu lernen, aktuell sind: Die Rolle, die Großmächte ("Schutzmächte") bei Auseinandersetzungen wirklich spielen; die Haltung und der Einfluss der Medien; der Schutz von Minderheiten; die Wertschätzung einer Religion; die Achtung von kulturellen und sozialen Werten; die Einstellung zu den Mitmenschen. Für wache Leserinnen und Leser aller Bibliotheken. *bn* Hanns Sauter (Bibliotheksnachrichten)
Kurzbeschreibung
Der armenische Arzt Garabed Hatscherian war einer der wenigen Überlebenden des Massakers, in dem im September 1922 in Smyrna (heute Izmir) etwa 150.000 Griechen und Armenier von der türkischen Armee des Mustafa Kemal Pascha Atatürk niedergemetzelt wurden. Das in einer armenischen, griechischen, englischen, französischen, russischen und auch einer türkischen Ausgabe erschienene Werk gehört zu den bedeutendsten Quellen über den türkischen Völkermord an Griechen und Armeniern nach dem 1. Weltkrieg. Es besitzt einen hohen Quellenwert durch die Gleichzeitigkeit der Aufzeichnungen. Das brutale Vorgehen von Polizei und Militär wird beschrieben, Massenvergewaltigungen der Frauen, Niederbrennen ganzer Stadtviertel und die sadistische Quälerei der Unschuldigen, die von türkischen Milizen auch aus anderem Zusammenhang bekannt sind. Das Tagebuch schließt nach der Rettung durch ein amerikanisches Schiff: Trotz der vielen schlaflosen Nächte, die ich hinter mir habe, kann ich kein Auge schließen. Die schauderhaften Erlebnisse im Hafen von Punta kehren eins nach dem anderen zurück und bleiben in meinem Gedächtnis haften. Ich kann nicht zur Ruhe finden. In diesen Minuten äußerster Bedrängnis und Verzweiflung beobachte ich die Schönheit des gestirnten Himmels und ich frage mich, ob es noch Sinn hat, dieses ungewisse Leben, nach all den vielen Leiden und Verlusten, fortzusetzen. Jetzt, wo meine Frau und meine Kinder geborgen sind, denke ich an meine Mutter, an meinen Bruder und die Seinigen sowie an die vielen nahen Verwandten meiner Frau, die wir in Akhisar zurückgelassen haben. Was mag ihnen wohl zugestoßen sein?
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Wednesday, September 30, 2009
BUCH: Smyrna 1922. Das Tagebuch des Garabed Hatscherian. (amazon.de)
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