Tuesday, March 08, 2011

WIRTSCHAFT: Ausländische Investoren. Gefangen in Tiflis (wiwo.de)

Von Paul M. Barrett (Bloomberg Businessweek)
Unter Mitarbeit von Helena Bedwell.

In Werbekampagnen wirbt Georgien um ausländische Investoren. Doch wie gefährlich Geschäfte in Georgien sind, zeigt der Fall Rony Fuchs, in dem auch der Allianz-Konzern eine wichtige Rolle spielt.

Seit Oktober sitzt Rony Fuchs wegen geplanter Beamtenbestechung in einem Gefängnis in Tiflis. Peinlich dabei: Das Land, das sich öffentlichkeitswirksam dem Kampf gegen Korruption und Vetternwirtschaft verschrieben hat, schuldet dem Geschäftsmann zufällig auch 100 Millionen Dollar.
Die Einladung an Ölhändler Rony Fuchs war äußerst ungewöhnlich. Nika Gilauri, Ministerpräsident Georgiens, lud ihn in den Schwarzmeer-Urlaubsort Batumi ein. Es ging darum, einen Vergleich in einem handelsrechtlichen Streitfall zu schließen, in dem Fuchs seit fast 15 Jahren rund 100 Millionen Dollar vom georgischen Staat fordert. „Ein solches Treffen gibt uns die Gelegenheit, alle Einzelheiten zu besprechen, und wird zweifellos einen positiven Beitrag zu einer einvernehmlichen Lösung der Angelegenheit leisten“, schrieb der Ministerpräsident. Das Briefpapier trug das offizielle Siegel und den Briefkopf der ehemaligen Sowjetrepublik, und Gilauri hatte schwungvoll unterschrieben. Das war im vergangenen Oktober.


Fuchs entschloss sich zu der Reise. Der israelische Geschäftsmann ist als Investor in der Türkei tätig und dient gleichzeitig als türkischer Honorarkonsul – eine Position, in der er wirtschaftliche Belange mit inoffizieller Diplomatie verbindet. Zuvor arbeitete er 15 Jahre lang in New York als Energiehändler, und er ist mit dem israelischen Präsidenten Shimon Peres befreundet. Aus jahrzehntelanger Erfahrung mit der unübersichtlichen Interessenlage im Überschneidungsbereich von Handel und Politik interpretierte Fuchs Gilauris Brief als Signal: Georgien, vermutete er, wollte endlich den Streit beilegen, der zurückreicht bis zur Lossagung des Landes von Moskau.


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