Monday, December 27, 2010

INTERVIEW: Walburga Habsburg Douglas im STANDARD-Interview - "Armenien und Georgien sind europäische Staaten" (derstandard.at)

Walburga Habsburg Douglas, die das Paneuropa-Picknick 1989 mitorganisiert hat, sieht es heute als Hauptaufgabe ihrer Familie an, die europäische Einigung weiter voranzutreiben, wie sie im Gespräch mit Andreas Stangl erläutert.

Interview >>>

Walburga Habsburg Douglas (51), jüngste Tochter Otto Habsburgs, ist verheiratet mit dem schwedischen Grafen Archibald Douglas. Seit 2006 sitzt sie für die konservative Moderate Sammlungspartei im Stockholmer Reichstag. Im August 1989 war sie Ko-Organisatorin des Paneuropa-Picknicks an der österreichisch-ungarischen Grenze. Ihre Schwester Gabriela Habsburg (53), Bildhauerin, ist seit März 2010 Botschafterin Georgiens in Deutschland.

+++

12 der Standard Crossover Dienstag, 2. November 2010

Mit Kunst und Diplomatie für ein weiteres Europa

Gabriela von Habsburg setzt sich als Botschafterin Georgiens in Deutschland dafür ein, das Land näher an die EU heranzuführen. Kritik an Staatspräsident Michail Saakaschwili weist sie zurück.
Von Josef Kirchengast

Wien – „Das Land hat mir von Anfang an unglaublich gut gefallen. Ein Land so voller Individualität, von solcher Einzigartigkeit. Allein wie die Georgier die vielen Besetzungen
im Lauf der Geschichte überstanden haben: Ob Perser, Osmanen oder Bolschewiken –
alle wollten das Land niedermachen. Keinem ist es gelungen. Dieses kleine Land von nicht einmal
fünf Millionen Einwohnern hat nicht nur eine eigene Sprache, sondern auch eine eigene Schrift,
eine von nur 13 weltweit. Schon vor 8000 Jahren haben sie Wein gemacht.“
Gabriela von Habsburg gerät ins Schwärmen, wenn sie von Georgien und seinen Menschen
erzählt: „Hilfsbereit, sympathisch, offen.“ „Ihr“ Georgien ist es spätestens seitdem22. März 2010. An diesem Tag wurde das vierte Kind (von insgesamt sieben) des ehemaligen österreichischen Thronfolgers Otto von Habsburg als georgische Botschafterin in Deutschland akkreditiert. Seither entfaltet die 54-jährige Bildhauerin ihre Kreativität auch auf dem diplomatischen Parkett. Meist gehören die Wochentage der Pflege der bilateralen Beziehungen und die Wochenenden der Kunst.


Spontanes Angebot
Die Kunst ist es auch, der Gabriele von Habsburg ihren Zweitberuf verdankt. Seit 2001 lehrt
sie als Professorin an der Staatlichen Kunstakademie in Tiflis. Fast alle ihre Studenten beteiligten sich 2003 an der demokratischen Rosenrevolution, die Michail Saakaschwili an die Macht brachte. In diese Zeit auch geht die Verbindung zwischen Gabriela von Habsburg und vielen jener zurück, die heute den demokratischen Aufbau Georgiens vorantreiben – sowohl auf Regierungsseite als auch in der parlamentarischen Opposition, die der Ernennung Gabriela von Habsburgs zur Botschafterin mit großer Mehrheit ebenfalls zugestimmt hat.

Auch Saakaschwili kennt sie aus dieser Zeit. So angetan war der Präsident von ihren Stahlskulpturen und ihrer politischen Offenheit, dass er ihr zuerst die georgische Staatsbürgerschaft und, Anfang dieses Jahres, den Botschafterposten in Deutschland anbot.
Die Herkunft der Künstlerin und die internationale Vernetzung ihrer Familie haben wohl auch eine Rolle gespielt. Gabrielas jüngere Schwester Walburga, verheiratet mit dem schwedischen
Grafen Archibald Douglas, ist konservative Abgeordnete im Stockholmer Reichstag. Sie war eine der Organisatorinnen des legendären Paneuropa-Picknicks im August 1989 an der ungarisch-österreichischen Grenze. „Armenien und Georgien sind europäische Staaten“, sagte Walburga Habsburg Douglas vor einigen Wochen in einem Standard-Interview.

Auch Schwester Gabriela ist davon überzeugt, dass Georgien seinen Platz in Europa hat. Ihr
Wunsch nach der Überwindung der europäischen Trennung(en) drückt sich auch im künstlerischen Schaffen aus, wo sie in stilisierter Form immer wieder an Grundwerte wie Freiheit, Demokratie und staatliche Unabhängigkeit erinnert.

Ein Schlüsselerlebnis war der Transport einer 25 Tonnen schweren Skulptur von Bayern nach
Georgien. Der Lkw-Fahrer war es, der erzählte, er habe an nahezu allen Grenzübergängen Schmiergeld zahlen müssen. An der georgischen Grenze habe er dann schon vorsorglich zur Brieftasche gegriffen. Aber die Zöllner hätten jegliche Bakschisch-Annahme verweigert und stattdessen auf korrekte Papiere bestanden. „Und die georgischen Polizisten, die den Transport begleiteten, ließen sich nicht einmal auf ein Cola einladen.“


Erfolge gegen Korruption
Die Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung sind eine der wenigen Leistungen der Regierung Saakaschwili, die auch von der Opposition zumindest teilweise anerkannt werden (siehe Interview unten). Ansonsten sieht sich der Staatschef im eigenen Land massiver Kritik gegenüber, vor allem seit dem Krieg mit Russland im August 2008.

Dass Saakaschwili ein unberechenbarer Heißsporn sei, bestreitet Gabriela von Habsburg vehement: „Jeder, der ihn kennt, weiß, dass das nicht stimmt. Michail Saakaschwili ist ein hochgebildeter Mensch, dessen einziges Ziel es ist, aus einem vollkommen ruinierten Land ein demokratisch geprägtes und wirtschaftlich stabiles Georgien zu machen.“ Ebenso falsch sei, dass Saakaschwili den Krieg begonnen habe. Diesen Schluss lasse der Bericht der von der EU eingesetzten Kommission nicht zu, der vielmehr in aller Deutlichkeit auf die massiven Provokationen und völkerrechtlichen Verstöße Russlands verweise.
Hinter der jüngst beschlossenen Verfassungsänderung ab 2013 vermutet die Opposition die Absicht Saakaschwilis, nach dem Ende seiner Amtsperiode als Präsident in jenem Jahr den Posten des Regierungschefs zu übernehmen, der gegenüber dem Staatsoberhaupt deutlich aufgewertet wird. Gabriela von Habsburg weist dies als „bloße Unterstellungen“ zurück. Die Reform stärke das Parlament gegenüber dem Präsidenten und sei international einhellig
begrüßt worden. Der Zeitplan ergebe sich aus den Vorbereitungen für die rechtlich fundierte Umsetzung und sei „einzig und allein in der Sache begründet“.


+++

Gabriela von Habsburg ist Nachfahrin des letzten österreichischen Herrschers – und nun Botschafterin Georgiens in Berlin. Eine Begegnung. mehr >>>

No comments: