von Dr. Tamas Gwenetadse, »Georgien im Mittelalter«
aus dem einleitenden Kapitel zum Buch »Chronik einer Freundschaft« 20 Jahre Städtepartnerschaft Saarbrücken – Tbilissi – 10 Jahre Saarländisch-georgische Partnerschaft
Hrsg. v. d. Landeshauptstadt Saarbrücken, 266 S., zahlr. Fotos
"Im 16. Jahrhundert bekamen Perser und Türken Georgien fest in ihre Hand. Die Bevölkerung war beinahe zur Hälfte dezimiert. Schutt und Asche überall. Um eine antipersische Koalition zu schaffen, pflegte Deutschland weiterhin Kontakte mit Georgien.
Karawanserei
Zu dieser Zeit entstand in Deutschland das Trauerspiel »Catharina von Georgien« von Andreas Gryphius (1616 -1664). Catharina, Königin von Georgien, beschützt ihr Land gegen den großen König von Persien, Schah Abas, wird aber doch von den überlegenen Persern überfallen. Sie begibt sich in das feindliche Lager und bittet um Frieden. Sie wird gefangengenommen, Schah Abas verliebt sich in sie. Als sie dem in unkeuscher Liebe entbrannten König die Ehe abschlägt und ihren christlichen Glauben nicht aufgeben will, wird sie mit glühenden Zangen gemartert. Sie steht die schreckliche Marter standhaft durch und vollendet ihr jammervolles Leben voll freudiger Geduld auf dem feurigen Holzstoß. Dieses Werk wurde von Prof. Hermann Wedekind für die heutige Zeit bearbeitet und in vielen Ländern aufgeführt, als Friedens-Appell für die ganze Welt.
Das georgische Thema zeigt sich in der deutschen Literatur schon im 13. Jahrhundert. Wolfram von Eschenbachs »Parzival«, Albrechts »Ortnit«, »Reinfrid von Braunschweig« und »Jüngerer Titurel« liefern erste Angaben über den Kaukasus, hauptsächlich über die Gewinnungsverfahren der Edelmetalle. Die »Historia von Dr. Johann Fausten« aus dem 16. Jahrhundert berichtet über den Aufenthalt von Faust und Mephisto in Kaukasien (»Vom Paradies«).
Viele prominente deutsche Persönlichkeiten haben über Georgien geschrieben: Oswald von Wolkenstein (Minnesänger aus dem 14. Jahrhundert) - Johann Schiltberger: Seine nach zwei Reisen durch Georgien Anfang des 15. Jahrhundert entstandene Schrift »Reise durch Europa, Asia und Afrika« gibt aufschlußreiche Informationen über Georgien im Zeitraum zwischen 1397 und 1427 - Salomon Schweiger (1551 -1622): »Die neuen Schriften über die Reise von Deutschland bis Konstantinopel und Jerusalem« - Adam Olearius (1599 -1671): »Ausführliche Beschreibung der kundbaren Reise nach Moscow und Persien« (über die in Persien lebenden Georgier) - Eberhardt Werner Hapel (1647 - 1690): »Thesaurus Exodikorum, oder eine kurze Vorstellung aller Nationen und Königreiche in Asia, Africa und America« (Hamburg, 1688).
Ein unbekannter deutscher Autor verfaßte 1755 die Schrift »Die Nachricht über die Auseinandersetzung zwischen Persien und Georgien, mit der Genealogiedarstellung und Lebensschilderung des Königs Erekle II« (Frankfurt a. M.). Gotthold Ephraim Lessing läßt in »Minna von Barnhelm« den deutschen Kaiser den georgischen König Erekle II. beschreiben als »den großen Helden im Morgenland«, »den braven Mann«. Diese Einschätzung zeigt das Echo, welches die militärische und politische Tätigkeit Erekles in Europa hatte.
Einer besonderen Erwähnung bedarf Jakob Reinegs (»Jakob Bey«) aus Eisleben (1743 - 1781). Er war bei Erekle II. als Berater zur Förderung der Bergbautechnik, zur Waffenherstellung und zur Vervollkommnung der Drucktechnologie tätig. Seine Tätigkeit erwies sich als besonders nützlich für Georgien, er war zudem ein hervorragender Arzt und Historiker. Sein Lebenswerk »Historisch-typologische Beschreibung des Kaukasus« wurde in Berlin 1786/97 in zwei Bänden veröffentlicht. Johann Anton Güldenstedt (Mitglied der Wissenschaftlichen Akademïe zu St. Petersburg, 1745 - 1781), stellte während einer Reise durch den Kaukasus das typologische Wörterbuch kaukasischer Völker zusammen: »In Rußland und kaukasischem Gebirge« (in 2 Bänden).
Die Sage von den Argonauten wurde im 18. Jahrhundert von Maximilian Klinger geschildert (»Medea in Korinth«, »Medea auf dem Kaukasos«). Aus einem Brief Friedrich Schillers an Goethe vom 28. August 1798 wird ersichtlich, daß Schiller die Geschichte von Medea zu bearbeiten beabsichtigte. Dem Argonauten-Thema hat sich im 19. Jahrhundert auch Franz Grillparzer zugewandt (»Das Goldene Vlies«)."
Siehe ganzer Text in Georgien im Mittelalter
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