Internationale Konfliktsituation in der Kaukasus-Region in Bezug auf Erdölressourcen (Pappband)
von Dominique Böhme
Pappband: 102 Seiten
Verlag: Diplomica (Juni 2004)
ISBN-10: 3832479961
ISBN-13: 978-3832479961
Kurzbeschreibung
Einleitung: Nach fast 90 Jahren weltpolitischer Abstinenz ist der Kaspische Raum, und Kaukasien als integraler Bestandteil desselben, schlagartig ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zurückgekehrt. Spätestens seit die US- Amerikaner 1994 den gesamten kaspischen Raum als eigene Interessenzone deklarierten , begann das Ringen um Einfluss in dieser Region. Mächtige weltpolitische Akteure streiten seit fast zehn Jahren um die Kontrolle der enormen energetischen und mineralischen Lagerstätten. Akteure sind international operierende Staaten welche in weltweiten Handels- und Wirtschaftsregimen, etwa der OECD, zusammengeschlossen sind, INGOs/ NGOs, regionale Eliten, Warlords und Clans. Aber auch staatliche Lokalmächte wie die Türkei und der Iran versuchen ihre Machtpositionen zu errichten, zu bewahren und auszubauen. Die den eigenen Gesetzmäßigkeiten unterworfene, dem gesamten Prozess innewohnende Dynamik erbrachte den Vergleich mit dem „Great Game“ der imperialistischen Epoche Großbritanniens und Russlands. Dieses „Spiel“ um Macht, Einfluss und Kontrolle über Rohstoffressourcen ereignet sich zudem vor dem Hintergrund grausam ausgetragener ethnischer Konflikte und brutal erzwungener Bevölkerungstransfers. Die prekäre sozioökonomische Situation, die Verelendung weiter Teile der Bevölkerung und die schwierige politische und wirtschaftliche Lage auf der einen, sowie die Interessen der Akteure in Bezug auf monetäre Aspekte auf der anderen Seite stehen in extremen Widerspruch zueinander und verschärfen die Gewaltspirale zusätzlich . Die hieraus resultierende Beschleunigung konfliktreicher Prozesse, welche unter anderem durch die Radikalisierung des islamischen Glaubens kanalisiert wird, erzeugt eine ungeheure soziale und ethnische Sprengkraft. Der komplexe Ereignishorizont macht es schwierig, bei diesem hochaktuellen Thema bestimmte Kristallisationspunkte und Schemata zu erkennen und restlos alle relevanten Vorgänge angemessen zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass wesentliche Prozesse gegen Ende des Jahres 2003 erneut aktiviert, beziehungsweise nochmals intensiviert wurden . Die anhaltenden Demonstrationen in Aserbaidschan und die Entmachtung des georgischen Präsidenten Schewardnadse stellen somit vorläufige Höhepunkte einer nicht absehbaren Entwicklung dar. Hinzu kommt eine scheinbar wachsende Terrorgefahr, welche vom Mittleren- und Nahen Osten in diesen Raum getragen wird und dem latent existierenden Potential gewaltbereiter Aktivisten erneuten Auftrieb gab und noch gibt. Im November 2003 erreichte diese Welle die Türkei und offenbarte sehr eindringlich das Gefährdungspotential für Europa. Doch auch staatliche Akteure wie beispielsweise Russland befinden sich seit Jahren in permanentem Kriegszustand in den Republiken der Russischen Föderation beziehungsweise Russländischen Föderation. Die Konflikte in Tschetschenien und Dagestan sind bei weitem noch nicht beendet, und auch der ruhende Krieg zwischen den Azeri und den Armeniern ist nicht beigelegt worden. Auf der anderen Seite steht die EU vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Die Osterweiterung wird ab dem Jahr 2004 beginnen, und mit ihr rückt der kaukasische Raum stärker in den Blickwinkel der Europäer. Die politische und wirtschaftliche Brisanz für die EU offenbart sich somit in einer wahrscheinlich instabilen Außengrenze im Osten. Der im Bereich des möglichen liegende Beitritt der Türkei zur EU, welcher ein potentielles Hineinziehen dieser in die Konfliktsituation des Nahen Ostens bedeuten könnte, problematisiert diese Erweiterung nicht unerheblich. Die zusätzlichen energiepolitischen Präferenzen der EU in Bezug auf den kaukasischen Raum und die Konfliktsituationen zwischen den anderen Akteuren erzwingen eine umsichtige europäische Politik, um nicht selbst destabilisiert zu werden. Die internationale Konfliktsituation in Bezug auf die Erdölressourcen des kaukasischen Raumes, kann kaum unbeeinflusst von den sie umgebenden Konflikten und den Geschehnissen der Weltpolitik betrachtet werden. Insofern wird diese Konfliktsituation im erweiterten Kontext verortet und als Bestandteil mehrdimensionaler analytischer Ebenen, welche aus den vielfältigen Interessenlagen und den sich daraus ergebenden Konfliktlinien resultieren, impliziert. Staatsgrenzen können hierbei keine analytische Trennlinie darstellen, weil die Konfliktentwicklungen miteinander korrespondieren. Insofern sind die kaukasische Sezessionsdynamik auf der einen und die staatliche Bündnispolitik auf der anderen Seite durch ethnoterritoriale, sozialökonomische und kulturellreligiöse Konflikte beeinflusst und wirken dabei unter anderen als Katalysator. Die im Laufe der Zeit verstärkt hervorgetretene und durch das Engagement internationaler Akteure beschleunigte Artikulation der sozialökonomischen Komponente dieses „Great Game“ grenzt die vielfältigen weiter vorherrschenden und mehr oder weniger stark betonten Bestandteile des Krisenpotentials weitestgehend aus diesen Betrachtungen aus. Das Augenmerk des Diskussionsgegenstandes wird also von den mehrdimensionalen Konfliktursachen ausgehend auf die inzwischen dominierenden wirtschaftlichen und geostrategischen Elemente gelenkt. Hieraus resultieren politische Ambitionen und weitergehendes Engagement aller Akteure und generiert wiederum eine internationale Konfliktsituation, mit all ihren facettenreichen Ausprägungen. Aus diesem Grund ist eine Konfliktsituation in Bezug auf Erdölressourcen tatsächlich gegeben. Mit der Zeit hat sich allerdings eine Verschiebung der Primärinteressen der Akteure ergeben, welche weiterführend analysiert werden soll. So ist unter anderem durch das Wirken der Konsortien, welche aus multinationalen Explorationsgesellschaften bestehen, die Konfliktschwelle im Bereich der Ölgewinnung überwiegend gesunken. Auf der anderen Seite ist die, ursächlich natürlich ebenso aus den Rohstoffressourcen der kaukasischen Staaten resultierende, Konfliktsituation in Bezug auf die Erstellung neuer Transportwege und sonstiger Infrastruktur sukzessive gewachsen und damit Grund genug, diese Problematik mit allen Konsequenzen für die Welt als eigentlichen Diskussionsgegenstand zu definieren. Konkretisiert werden soll diese Problematik durch einen Rückgriff auf die energiepolitischen Interessen der EU, die Darstellung handlungspolitischer Optionen und sachpolitischer Zwänge, sowie möglicher Gefahren, welche sich für die EU daraus ergeben könnten.
Der Verlag über das Buch
Bei dieser Studie handelt es sich um eine Diplomarbeit die am 05.02.2004 erfolgreich an einer Universität in DEUTSCHLAND im Fachbereich Politikwissenschaft eingereicht wurde.
Wednesday, February 28, 2007
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