Monday, February 26, 2007

Anbei ein Österreich 1- Radiohinweis zu Georgien.
26.02. - 01.03.2007 / 09:45 Uhr
"Unsere Mentalität ist polyphon - Zur Vielstimmigkeit in Georgien"
ein Radiokolleg von Anna Katharina Laggner

Zum internationalen Empfang des Senders siehe:

"Im Westen wurde der polyphone Gesang aus Georgien ab Ende der 1960er Jahre durch die Welttourneen des Rustavi Chores bekannt. Doch diese Massenauftritte charakterisieren eher das kulturelle Verständnis der Sowjetunion als die ursprüngliche Gesangstradition Georgiens.
Denn das jahrhundertealte georgische Volkslied kennzeichnet eine Eigenschaft, die dem Regelwerk eines Chores widerspricht: Die gleichzeitige Improvisation auf mehreren Stimmebenen. Trotzdem hat der Leiter des Rustavi Chores, Anzor Erkomaishvili, das georgische Liedgut auch in seiner ursprünglichen Form verbreiten können, was zur
Bildung zahlreicher Ensembles vor allem in den Vereinigten Staaten führte.

Die UNESCO hat 2001 die georgische Polyphonie zum Weltkulturerbe erklärt und unterstützt die Erforschung, Archivierung und Weitergabe der musikalischen Identität. In Gurien, im Westen Georgiens, findet sich als komplexeste Gesangsform die Kontrastpolyphonie, bei der bis
zu vier Stimmen eigenständig geführt werden. Im östlichen Kachetien, das die reichste Wein- und Trinkkultur kennt, haben sich Tafellieder als eigenständige Form etabliert, bei denen drei Stimmen im Wechselgesang geführt werden.

Die georgische Gesellschaft ist patriarchisch strukturiert, was sich vor allem an der streng geführten Tafel ablesen lässt. Generell sind Männer für die Repräsentanz zuständig, Frauen für den inneren Frieden - auch im Gesang. Wiegenlieder und Totenklagen gehören zum traditionellen Frauenrepertoire, dem sich die Forschung weit weniger widmet als jenem der Männer.

Bis heute gehört Singen zum Alltag Georgiens, wenn auch Armut und Landflucht traditionelle Dorfgefüge zerstört haben, was sowohl die Erforschung als auch die Tradierung der Volksmusik beeinträchtigt.

Eine neue Blüte erlebt, nach 200-jähriger Unterdrückung, die georgisch-orthodoxe Kirche und die polyphone Sakralmusik, die sich aus der dreistimmigen Volksmusik entwickelt hat."

Weitere Informationen:
DVD
Wie Luft zum Atmen", ein Film von Ruth Olshan, aquafilm, 2005. Bestellung direkt bei aquafilm, Thürmchenswall 72, 50668 Köln, +49-221-7328178 Mail

CD
Ensemble Mzetamze: Traditional Songs of Georgian Women, Vol. 1 und Vol. 2 bei Face Music, Schweiz
Anchiskhati Chor: Sacred Music from the Middle Ages, Georgian Polyphonic Singing, Deep Down Productions, Kanada
David Malazonia: First Swallow bei Intuition (Schott Music and Media GmbH, Mainz)
The Gurian Trio: Chven-Mshvidoba, 26 Georgian Folk Songs bei The International Centre for Georgian Folk Songs, Tiflis

BUCH
Georgien Erlesen, Herausgegeben von Fried Nielsen, Wieser Verlag, Klagenfurt 2006
Das georgische Nationalepos: Der Mann im Pantherfell von Schota Rustaweli, Manesse Verlag, Zürich 19991
Aufzeichnungen aus Georgien von Clemens Eich, S. Fischer Verlag,Frankfurt am Main 1999 Georgien, Land des Goldenen Vlies, Wostok Verlag, Berlin 2005

Quelle:
http://oe1.orf.at/programm/20070226094500.html

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