Schönes Swanetien
Seit 50 Jahren bereist der Oranienburger Stefan Kurella ein kleines Bergdorf im Kaukasus
MATTHIAS GABRIEL, ORANIENBURG (Märkische Allgemeine)
Stefan Kurella ist immer noch begeistert. "Mich fasziniert diese unberührte Natur", sagt der Oranienburger und blättert in seinem großformatigen Fotoalbum. Vor knapp einem Monat ist der 66-Jährige von einer achtwöchigen Reise aus der georgischen Kaukasusregion mit dem klangvollen Namen Swanetien zurückgekehrt.
Für Stefan Kurella war es nicht die erste Fahrt in die abgelegene Bergregion. Vor 50 Jahren war er zusammen mit seinen Eltern das erste Mal dort – seitdem lässt den studierten Völkerkundler und Medizinsoziologen diese Landschaft und ihre Menschen nicht mehr los. 1985 gründete Stefan Kurella in Berlin den "Georgischen Club Pankow", aus dessen Mitgliedern sich nach der Wende die Swanetien-Initiative zusammenfand.
Bereits 1956 führte ihn die Reise mit seinen Eltern – Kurellas Vater war der überzeugte Kommunist und spätere DDR-Kulturfunktionär Alfred Kurella – in das 2100 Meter hoch gelegene Bergdorf Adischi. "Wir betrachten die Berge nicht nur als Turngerät, sonder als Stück Natur und Kulturlandschaft, in der Menschen leben, die unsere Hilfe brauchen", erklärt Kurella seine Motivation. Über die Jahrzehnte sind so Freundschaften entstanden. Mittlerweile hat eine alleinlebende Bäuerin der Swanetien-Initiative die obere Etage ihres bescheidenen Wohnhauses überlassen."Das ist dort keine Armut in unserem Sinne", erklärt Kurella. "Die Swanen sind sehr bescheiden." Damit der tägliche Überlebenskampf der verbliebenen Bergbauern in Adischi etwas leichter wird, versucht Kurellas Initiative, ihnen im kleinen Rahmen zu helfen.
Stefan Kurella und seine Unterstützer brachten bereits Ladegeräte, Lampen, Nähmaschinen und eine Kettensäge ins Dorf. "Strom gibt es dort im Überfluss", berichtet Kurella von einem Zugeständnis des georgischen Staates an die Dorfbewohner. Das Problem sei nur, dass die kostenlose Stromleitung genauso wie die Straße in den Ort regelmäßig unterbrochen ist.
Einst lebten in Adischi rund 60 Familien, heute seien es nur noch neun, so Kurella. Damit die jungen Swanen in ihrer Region wieder eine Zukunft finden, vermittelt die Swanetien-Initiative seit einigen Jahren Praktika-Plätze in Deutschland – zum Beispiel auf einem biologisch-dynamischen Hof bei Bad Saarow (Oder-Spree) oder bei einer Filzmanufaktur bei Lenzen in der Prignitz. Demnächst soll einer Georgierin ein Praktikumsplatz bei einem Optikermeister organisiert werden."Es wäre ein großer Verlust, wenn das Dorf stirbt", sagt Kurella. Er wünscht sich für die Region und deren Bewohner eine Perspektive mit sanftem Tourismus. Für Bergwanderer sei dieser entlegene Flecken ein Traum.
Weitere Informationen unter 03301/70 48 39 und im Internet www.swanetien-initiative.de
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10868880/61129/
Monday, February 26, 2007
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