Sunday, November 06, 2005

ostwest@bildungswerk lädt ein:
Montag, 14. November 2005, 20:00 Uhr
KATO im U-Bahnhof Schlesisches Tor, Berlin-Kreuzberg


Tschetschenien Konflikt ohne Lösungsperspektive?
Referent: Stas Markelov, Rechtsanwalt, Moskau (Russland)

Der Konflikt um Tschetschenien dauert nun schon mehr als 10 Jahre an, und Perspektiven für eine Lösung sind bisher nicht in Sicht. Angesichts dieser Situation konzentrieren sich die Aktivitäten fortschrittlicher Initiativen und Bündnisse bisher vor allem auf die dringend notwendige Verbesserung der Menschenrechtslage in der Region. Politische Interventionen erfolgen kaum. Diese Situation ist auch innerhalb der Russischen Förderation ähnlich. Die dort unter fortschrittlichen und zivilgesellschaftlichen Kräften geführten Diskussionen sind in Deutschland bisher kaum wahrgenommen worden. Der Moskauer Rechtsanwalt Stas Markelov ist seit vielen Jahren in unterschiedlichen mit dem Konflikt um Tschetschenien verbundenen Gerichtsprozessen tätig und außerdem politisch mit Menschenrechts- und anderen Aktivitäten verbunden. Er wird seine politischen und juristischen Einschätzungen des Konflikts um Tschetschenien zur Diskussion stellen und auch aus seiner Praxis als Rechtsanwalt
berichten.


Zum Referenten:
Stas Markelow arbeitet seit 1997 als Anwalt in Moskau und hat seitdem Mandanten mit politischem Hintergrund vertreten. Einen größeren Bekanntheitsgrad hat Stas Markelow durch seine Verteidigung der Interessen der Familie von Elsa Kungajewa gegen Oberst Budanow erlangt. Seither war er vermehrt in Tschetschenien und Inguschetien tätig. Im Augenblick vertritt er bei einem jüngst angelaufenen Prozess in Baschkortostan die Opfer einer beispielslosen sogenannten Säuberungsaktion (nach einem ähnlichen Schema wie bis dahin nur aus Tschetschenien bekannt) der örtlichen Miliz in der Kleinstadt Blagoweschtschensk. Neben dem Bereich staatlicher Gewaltausübung gegenüber Zivilbevölkerung beschäftigen ihn in seiner Tätigkeit als Anwalt auch ökologische und arbeitsrechtliche Fragestellungen. Als politisch links stehender Anwalt bildet er in Russland eine Ausnahme, sein berufliches Engagement geht über das gängige Maß weit hinaus. Die Möglichkeiten für eine öffentliche Positionierung sind jedoch sehr beschränkt und seine Arbeit birgt zudem ein nicht geringes Risiko. Im April 2004 wurde Stas Markelow in der Metro von fünf Männern tätlich angegriffen und musste wegen einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Männer ließen keinen Zweifel daran, dass der Überfall auf ihn aufgrund seiner politisch motivierten Arbeit geplant war.


Mit freundlichen Grüßen
ostwest@bildungswerk
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