(nzz.ch) Wer von Russland nach Amerika umzieht,
was unter anderem Generationen von NZZ-Korrespondenten getan haben,
muss bei kaukasischen Begriffen rasch einmal umlernen. Dass «Georgian
food» nichts mit Chatschapuri und anderen Spezialitäten aus dem
Südkaukasus zu tun hat, sondern die Küche eines amerikanischen Südstaats
meint, ginge ja noch. Eher gewöhnungsbedürftig ist, dass man als
hellhäutiger Schweizer in Amerika plötzlich als Kaukasier gilt. Das ist
gleich doppelt verwirrend: Angehörige von Völkern aus dem Kaukasus
werden in Russland abschätzig als Schwarze («tschornije») beschimpft –
in den USA hingegen bezieht sich der Ausdruck «Caucasians» in der
Amtssprache auf die Weissen. Woher kommt nur diese Konfusion?
Als Schöpfer des Begriffs gilt der Anthropologe Johann Friedrich Blumenbach, der 1795 fünf Menschenrassen unterschied und die Bewohner Europas und Westasiens als «Kaukasier» bezeichnete. Die Namensgebung begründete er damit, dass im Kaukasus die schönsten Vertreter dieser Rasse zu finden seien. Anders als in Europa machte der Begriff in Amerika Karriere. Da Weisse im 19. Jahrhundert im Einbürgerungsrecht noch privilegiert waren, stellte sich für die Justiz die Frage, wer überhaupt zu den Weissen gezählt werden konnte. Ein Bundesgericht wies 1878 den Einbürgerungsantrag eines hellhäutigen Chinesen zurück, indem es Blumenbach zitierte und Weisse als «Caucasians» definierte.
Rassenbegriffe wie «Negroide» und «Mongoloide» gelten längst als politisch inkorrekt, aber der «Kaukasier» als Synonym für einen Weissen taucht auf amerikanischen Formularen und in den Medien weiterhin auf. Der Begriffsverwirrung erlag kürzlich auch eine bekannte amerikanische Kolumnistin, als sie den Terrorakt von Boston kommentierte und auf den ethnischen Hintergrund des tschetschenischen Täterpaars zu sprechen kam: Hier sehe man wieder einmal, sagte sie sinngemäss, dass es keinen Zweck habe, bei der Terrorabwehr Angehörige fremder Rassen zu verdächtigen. Denn, wie man nun wisse, seien die beiden Täter ja Kaukasier gewesen.
Als Schöpfer des Begriffs gilt der Anthropologe Johann Friedrich Blumenbach, der 1795 fünf Menschenrassen unterschied und die Bewohner Europas und Westasiens als «Kaukasier» bezeichnete. Die Namensgebung begründete er damit, dass im Kaukasus die schönsten Vertreter dieser Rasse zu finden seien. Anders als in Europa machte der Begriff in Amerika Karriere. Da Weisse im 19. Jahrhundert im Einbürgerungsrecht noch privilegiert waren, stellte sich für die Justiz die Frage, wer überhaupt zu den Weissen gezählt werden konnte. Ein Bundesgericht wies 1878 den Einbürgerungsantrag eines hellhäutigen Chinesen zurück, indem es Blumenbach zitierte und Weisse als «Caucasians» definierte.
Rassenbegriffe wie «Negroide» und «Mongoloide» gelten längst als politisch inkorrekt, aber der «Kaukasier» als Synonym für einen Weissen taucht auf amerikanischen Formularen und in den Medien weiterhin auf. Der Begriffsverwirrung erlag kürzlich auch eine bekannte amerikanische Kolumnistin, als sie den Terrorakt von Boston kommentierte und auf den ethnischen Hintergrund des tschetschenischen Täterpaars zu sprechen kam: Hier sehe man wieder einmal, sagte sie sinngemäss, dass es keinen Zweck habe, bei der Terrorabwehr Angehörige fremder Rassen zu verdächtigen. Denn, wie man nun wisse, seien die beiden Täter ja Kaukasier gewesen.
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