Der schwelende Konflikt zwischen Russland und Georgien ist eskaliert: Am Freitag marschierten georgische Truppen in der abtrünnigen Provinz Südossetien ein, Russland antwortete am Wochenende mit einem harten Gegenschlag. Europas Presse analysiert die Krise vor den Toren der EU.
Dnevnik - Slowenien
Europa droht ein Krieg
Die Tageszeitung Dnevnik malt ein düsteres Bild von den Folgen des Konflikts in Südossetien: "Durch ein schnelles Ausbreiten des Krieges im Kaukasus könnte dieser in den nächsten Tagen über die georgischen Grenzen schwappen und Europa würde sich mit der schwersten Krise an seiner Schwelle nach dem zweiten Weltkrieg konfrontiert sehen. Der Krieg in Jugoslawien könnte im Vergleich zum kaukasischen Kessel auf die letzten Seiten der Geschichtsbücher verschwinden. Nach der Implosion der Sowjetunion war die Welt einem neuen Kalten Krieg noch nie so nahe. ... Die Zweifel an einer Rückkehr Russlands unter die Weltmächte sind nun endgültig verflogen. Die Beziehungen zwischen Moskau und dem Westen werden neu definiert. Die Urangst vor dem russischen Bären hat neuen Auftrieb bekommen." (11.08.2008)
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The Times - Großbritannien
Warnung an Russland
Die Tageszeitung The Times warnt Russland vor den Folgen des harten Vorgehens gegen Georgien: "Georgien will vernünftigerweise enge Verbindungen mit dem Westen. Es sieht die baltischen Staaten als Präzedenzfall dafür, dass ehemalige Sowjetrepubliken die Mitgliedschaft der NATO suchen. Der Neoimperialismus, der von Moskau praktiziert wird, ist ein klarer Grund für Georgien, auf dieser Strategie zu bestehen. Russland kann nicht als ein plausibler Schiedsrichter in Streitfällen in dieser Region angesehen werden, wenn es nicht die legitimen Ziele anderer Staaten anerkennt. Die westlichen Regierungen, wie jede andere auch, wollen keinen Konflikt in dieser Region. Aber es hat seinen Preis, stumme oder zweischneidige Botschaften auszusenden. Russlands Verhalten ist unverschämt. Es sollte gewarnt werden, dass es den Status eines international Geächteten riskiert, sollte es sich nicht zurückziehen." (11.08.2008)
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Gazeta Wyborcza - Polen
Protest gegen Russland
Die Tageszeitung Gazeta Wyborcza druckt eine gemeinsame Erklärung der Präsidenten Estlands, Lettlands, Litauens und Polens ab, in der die Politiker scharf gegen Russlands Vorgehen im Kaukasus protestieren. "Wir, die Führer der früher versklavten Nationen Osteuropas, jetzt Mitglieder der Europäischen Union und der NATO - Estland, Lettland, Litauen und Polen, äußern unsere große Beunruhigung über das Vorgehen der Russischen Föderation gegenüber Georgien. ... Als Antwort auf die einseitigen militärischen Aktivitäten der russischen Streitkräfte werden wir alle Mittel nutzen, die uns als Präsidenten zur Verfügung stehen, um sicher zu gehen, dass die Aggression gegenüber einem kleinen Staat in Europa nicht verschwiegen oder mit unbedeutenden Erklärungen abgetan wird, die die Opfer mit den Tätern gleichsetzen. ... Die EU und die NATO müssen die Initiative ergreifen und sich der Verbreitung der imperialistischen und revisionistischen Politik im Osten Europas widersetzen." (11.08.2008)
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Magyar Nemzet - Ungarn
Saakaschwilis Krieg
Die konservative Zeitung Magyar Nemzet sieht die Hauptschuld für die Eskalierung des Konflikts in Südossetien beim georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili: "Micheil Saakaschwili ist in Nöten. ... Obwohl er mit seiner Rhetorik die Weltpresse beherrscht, mal von einem klaren Sieg, mal vom Rückzug der Truppen spricht, mal von der Aggression Russlands, mal von Demokratie und westlichen Werten schwadroniert (nachdem er Demonstrationen zerschlagen, Wahlbetrug begangen und die südossetische Hauptstadt Zchinwali in Schutt und Asche gelegt hat), ist trotz des Rückenwindes aus dem Westen eines deutlich zu sehen: Der georgische Präsident hat sich ordentlich verkalkuliert. ... Saakaschwili und Georgien haben möglicherweise den größten internationalen Konflikt seit Jahren vom Zaun gebrochen. ... Der georgische Präsident hat seine Wünsche mit der Realität vermischt, und er hat sich dabei sichtlich verschätzt. ... So rechnete er nicht ernsthaft mit Gegenschritten Moskaus. Oder sein Kalkül bestand schlechthin darin, Russland die Aggression in die Schuhe zu schieben. ... Saakaschwili hat jedenfalls ein mächtiges Eigentor geschossen." (11.08.2008)
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Alle verfügbaren Texte von » Gabor Stier
Le Figaro - Frankreich
Frankreich und Europa als Vermittler
Die Tageszeitung Le Figaro sieht die EU - und besonders die Ratspräsidentschaft Frankreichs - in einer Vermittlerrolle im Konflikt in Südossetien: "Die diplomatische Phase, die sich in Südossetien eröffnet, wird komplizierter sein als die begonnenen Kampfhandlungen. Jenseits des Schicksals einer separatistischen Provinz Georgiens und bald einer zweiten, Abchasiens, sind es die gesamten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen, die in der Waagschale liegen. ... Als Führer Europas befindet sich Frankreich in einer Hauptposition, um eine entscheidende Vermittlung für die Zukunft zwischen Osten und Westen durchzuführen. ... Zwischen den Vereinigten Staaten und Russland spielt die EU die wichtigste Rolle. Indem sie die deutsche Initiative bezüglich Abchasien verlängert, muss die europäische Diplomatie den Weg finden, eine Vermittlung mit Moskau zu eröffnen, um Frieden auf unserem Kontinent zu bewahren. Dies ist eine schwere Verantwortung für die französische Präsidentschaft." (11.08.2008)
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Alle verfügbaren Texte von » Pierre Rousselin
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Monday, August 11, 2008
PRESSESCHAU: Krieg im Kaukasus (eurotopics)
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