Wednesday, February 07, 2007

Ausstellung Hovhannes Margaryan
in der Galerie Umtrieb, Kiel

Kieler Nachrichten; Datum:2007 JAN 18
18. Jan. 2007, 19 Uhr. Bis 9. Febr. Mi-Fr 12-19, Sbd 11-15

In Venedig gestaltete er 2001 bei der 49. Biennale den armenischen Pavillon, seine Arbeiten waren in Teheran, Sao Paolo, Chicago, Basel und Moskau zu sehen. Hovhannes Margaryan zählt zu den bedeutendsten Künstlern Armeniens.

Mit seiner Kunst wendet der 52-Jährige sich an den kritischen Betrachter, der die eigene Subjektivität als Teil der Wahrnehmung in Frage stellt. Jetzt ist er in der Galerie Umtrieb zu sehen. Turn in, Turn on, Drop out nennt er die komplexe Schau, die aus einer intelligenten Kombination aus Malerei und Videofilmen besteht. Um die Bilderflut und die Ästhetik verschiedener Nachrichtensendungen geht es, um die Schnipsel visueller und akustischer Information, die in ihrer Fülle oft kaum mehr verwertbar sind und zu Hülsen verkommen - zu Bildern, deren nachrichtlicher Wert verebbt. Riesige mehrteilige Bildwände hat Margaryan aufgebaut, eine davon referiert in kunterbunter Farbigkeit auf den US-Nachrichtensender CNN, dessen gleichbleibendes Dampfgeplauder als Klangbrei aus einem der vier Monitore schwappt. Monitor-Format haben auch die in Mischtechnik mit feinem Pinsel auf die Leinwand gebrachten Luftbild-Aufnahmen von Städten und Wolkenwirbeln, von Studio-Moderatoren und aufgeregten Live-Reportern. Ein Video zeigt dazu das Gesicht des Künstlers beim Betrachten einer solchen Nachrichtensendung im flackernd blauen Mattscheibenlicht: zunächst aufmerksam, später zunehmend ratlos mit einem Blick, der desinteressiert abschweift. Woanders flimmern Texte über einen spektakulären Flugzeugabsturz über den Bildschirm, oder man sieht Augenzeugen, die von der Katastrophe berichten. In vergilbte "alptraumhafte" Farbigkeit getaucht sind die in altmeisterlicher Manier gemalten Figuren auf zwei weiteren Bildertafeln. Hier hat der Künstler aus Jerewan jedes Einzelmotiv in dreifacher Spiegelung festgehalten. Um Terrorismus geht es in einer 9-teiligen Bildwand: Das Porträt von George W. Bush ist in drei mimischen Varianten zu sehen - neben dem von Osama Bin Laden, Salman Rushdie und dem ermordeten holländischen Dokumentarfilmer Theo Van Gogh. Aus 36 hochformatigen Gemälden besteht die größte der drei künstlerisch eindrucksvoll gestalteten Bilderwände. Sportler, maskierte Soldaten und verschleierte Muslima reihen sich neben dem dreifach-Konterfei von Bill Gates oder einer Szene mit katholischen Würdenträgern. Ohne inneren Zusammenhang in medial anmutender Ästhetik aneinandergeschnitten, wollen sie kein sinnstiftendes Gesamtbild geben. "Es geht um alles", sagt Margaryan, "um Business, Sport, Politik und Kirche. Viele Aspekte des Lebens werden gespiegelt. Wir leben von diesen Bildern, doch sie zeigen kein Leben."

Quelle: http://eurokaukasia.de/www/index.htm

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