Friday, September 19, 2008

LINK DES TAGES: Die Wahrheit starb auf den Lippen von Caren Miosga (perlentaucher.de)

Von Thierry ChervelThekla Dannenberg

17.09.2008. Wie die Tagesthemen über Georgiens Informationspolitik desinformierten.


Hat Georgien Russland einen Genozid vorgeworfen? Diesen Eindruck erweckten gestern die Tagesthemen. Der Brüsseler ARD-Korrespondent Markus Preiß fragte in einem ausführlichen Beitrag, wie es komme, dass Russland "den Krieg am Boden gewonnen (habe), Georgien dafür aber die Propagandaschlacht". Für Preiß hat es die georgische Regierung durch geschickte Medienarbeit geschafft, ihre Version vom Krieg durchzusetzen. Dabei habe Georgiens Präsident Saakaschwili sich "keineswegs immer wahrheitsgemäß" geäußert, so Preiß.


Als Gewährsmann für diese These zitiert er zunächst ausgerechnet den russischen EU-Botschafter Wladimir Tschichow, dann kommt der Politologe Volker Perthes von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik zu Wort. Hier die Transskription der Passage (im Video ab Minute 3.20'):

(Wladimir Tschichow) "Saakaschwili hat gelogen", (Preiß) behauptet der russische EU-Botschafter, er habe sogar davon gesprochen, dass Russland Massenvernichtungswaffen eingesetzt habe - absoluter Nonsense.

(Volker Perthes, Stiftung Wissenschaft und Politik) "Wir wissen, dass übertrieben worden ist im Krieg, was die Zahl der Opfer angeht. Wir wissen, dass Begriffe benutzt worden sind, die nicht zutreffen: Genozid etwa."

(Preiß) Übertrieben vielleicht, aber trotzdem mit durchschlagender Wirkung. Georgien hat das professionell gemacht..."


Die Tagesthemen haben Perthes' Zitat einfach in einen falschen Zusammenhang gestellt. Gegenüber dem Perlentaucher hat Perthes klargestellt, dass er die Rede vom Genozid nicht Tiflis anlastet, sondern dem südossetischen Führer Eduard Kokojty: "Von der georgischen Seite ist so etwas überhaupt nicht ins Spiel gebracht worden." Recherchen zeigen im übrigen sehr schnell, dass zuerstPutin (mehr hier bei der BBC) und Medwedew (mehr hier bei der NZZ) den Begriff des "Genozids" benutzt haben, um ihren Feldzug gegen Georgien zu rechtfertigen. Die Tagesthemen erwähnten dies mit keinem Wort. Die Redaktion der Tagesthemen war bis heute Nachmittag 16 Uhr nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

"Es ist eine Binse, dass im Krieg die Wahrheit zuerst stirbt, doch sie stimmt eben auch dieses Mal leider wieder", sagte Caren Miosga in ihrer Anmoderation. Wahr gemacht wurde sie in diesem Fall von Deutschlands wichtigster Nachrichtensendung.


Source: perlentaucher.de

2 comments:

Traktor said...
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Traktor said...

Es ist schon die Zeit der Informationskriege. Alle Politiker lügen, und ein ehrlicher Bürger kann überhaupt nicht die Wahrheit entdecken. Georgien ist ein Schützling von der USA. Deswegen hat der Kleinstaat den Informationskrieg über Russland gesiegt. Die westlichen Medien haben Georgien geschützt, gleich, ob der Staat recht hat oder nicht.