Tuesday, September 02, 2008


Liebe Leserinnen und Leser,
natürlich stehen diesmal der georgische Überfall auf Südossetien und die blitzschnelle Reaktion Russlands im Mittelpunkt unserer Berichterstattung. Außerdem untersuchen unsere Autoren, wie die Kämpfe im Kaukasus das Leben der Menschen und die geopolitische Situation verändert haben.
Moskau-Korrespondent Ulrich Heyden analysiert „Die russischen Interessen im Kaukasus“. Aus Tiflis kommt sein Bericht: „Die Opposition verpflichtet sich zum Schweigen“. Er hat ein Interview mit dem georgischen Oppositionsführer gemacht. Dessen Aussage: „Saakaschwili ist ein Abenteurer“. Und von Ulrich Heyden ist auch der Kaukasus-Kommentar: „Hysterie und voreilige Schuldzuweisungen“.
Florian Willershausen schildert das schwere Los der Menschen in der zerbombten südossetischen Hauptstadt Zchinwali. Ganze Stadtviertel liegen in Schutt und Asche, ausgebrannte Häuserskelette reihen sich an der Hauptstraße entlang, die mit Glassplittern und zerbrochenen Eternitplatten übersät ist. „Alltag in Trümmern“ ist dieser Beitrag überschrieben.
Ob und wie sich die geopolitische Situation durch den Krieg und die Anerkennung der abtrünnigen georgischen Provinzen durch Russland verändert hat, untersuchen die Beiträge „Ende der Ohnmacht“ von Kai Ehlers, „Kaukasischer Paukenschlag“ von Johannes Wetzinger, sowie „Russland trumpft auf“ und „Realitätsverlust: Saakaschwili und der Westen“ von Rudolf Maresch.
Im Eurasien-Ticker finden sie Verweise zu dem Aufsehen erregenden Interview des russischen Premierministers Wladimir Putin über die Schuld der USA, das er dem amerikanischen Nachrichtensender CNN gegeben hat (englisch und russisch).
Während im Kaukasus die Toten der jüngsten Kämpfe bestattet werden, durchwühlen russische Organisationen die Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs. Sie suchen nach den Relikten der Kämpfe von damals: Unsere Autorin hat die Gruppe „Nabat“ bei ihrer aufwühlenden Tätigkeit begleitet. Ihr Beitrag: „Blutgetränkte Erde im Kaukasus“.


Eurasien-Ticker
Auch in Russland geht die Kriegsangst um · SOZ-Gipfel folgt Russland nur teilweise · Putin: Washington ist für den Angriff auf Südossetien mitverantwortlich

Georgien
Kaukasischer Paukenschlag Von Johannes Wetzinger
Noch vor wenigen Monaten galt der Konflikt um das kleine, von Georgien abtrünnige Südossetien als „eingefroren“. Doch im August 2008 eskalierte eine georgische Militärintervention in der gebirgigen Region in einen offenen Krieg. Nach einem militärischen Gegenangriff Russlands ließ der nächste Paukenschlag nur kurz auf sich warten: Am 26. August 2008 verkündete Russlands Präsident Medwedew die offizielle Anerkennung Südossetiens und Abchasiens, einer zweiten von Georgien abtrünnigen Region. Der georgische Präsident Saakaschwili, der bei seinem Amtsantritt die territoriale Reintegration als zentrales Ziel formulierte, hat damit viel verloren: Die Separatistengebiete sind weiter denn je von georgischer Kontrolle entfernt, und auch innenpolitisch zeichnet sich Widerstand ab.

Geopolitik
Russlands Interessen im Kaukasus Von Ulrich Heyden
Beide Kammern des russischen Parlaments haben für die Unabhängigkeit der beiden abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien votiert. Kremlchef Präsident Dmitri Medwedjew hat den Antrag unterzeichnet und damit die beiden Länder als selbstständig anerkannt. Was treibt Russland zu dieser Politik?

Georgien
Die Opposition verpflichtet sich zum Schweigen Von Ulrich Heyden
Die Menschen auf den Straßen von Tiflis machen sich keine Illusionen über ihre Lage und das Regime Saakaschwili. Viele sehen in ihm nur einen Erfüllungsgehilfen der USA, der das Land in den Bankrott geführt hat.

EM-Interview
„Saakaschwili ist ein Abenteurer“ EM mit Georgi Chaindrawa
Der georgische Oppositionsführer Georgi Chaindrawa war unter Saakaschwili Minister für die Konfliktregelung mit den abtrünnigen Provinzen, wurde 2006 aber entlassen, weil er militärische Abenteuer zur Rückgewinnung dieser Gebiete ablehnte. Er ist ehemaliger Filmregisseur und einer der herausragenden Köpfe der georgischen Opposition. Im Gegensatz zu den meisten Oppositionsführern, die den georgischen Präsidenten nicht kritisieren wollen, solange russische Truppen in Georgien sind, nimmt Chaindrawa auch heute kein Blatt vor den Mund. Das Eurasische Magazin interviewte ihn zur aktuellen Lage.

Georgien
Alltag in Trümmern Von Florian Willershausen
Ganze Stadtviertel liegen in Schutt und Asche, ausgebrannte Häuserskelette reihen sich an der Hauptstraße entlang, die mit Glassplittern und zerbrochenen Eternitplatten übersät ist. Der Krieg hat deutliche Spuren in Zchinwali hinterlassen, der Hauptstadt Südossetiens. Wenige Tage nach den schweren Angriffen georgischer Truppen kehrt langsam der Alltag zurück in die Stadt. Die Geflüchteten kommen heim, russische Katastrophenschützer stellen die Strom- und Gasversorgung her, Bagger räumen die Trümmer beiseite, der Wiederaufbau beginnt. Doch das Kriegstrauma wird viele Menschen in Zchinwali noch lange begleiten.

Kaukasus
Russland trumpft auf Von Rudolf Maresch
Der Kreml ist zurück im großen eurasischen Spiel und offenbar nicht mehr gewillt, die Ausbreitung der NATO bis an seine unmittelbaren Grenzen ohne Gegenwehr hinzunehmen. Russland zeigt sich im Gegenteil von der NATO unbeeindruckt. Den blutigen Angriff Georgiens auf Südossetien beantwortete der Kreml knallhart und ohne Zaudern.

Kaukasus
Realitätsverlust: Saakaschwili und der Westen Von Rudolf Maresch
Putins und Medwedjews Russland ist nicht mit der Sowjetunion oder dem „gedemütigten“ Deutschland des 20. Jahrhunderts zu vergleichen –auch wenn raumpolitische Machtkonstellationen der Zwischenkriegszeit und des Kalten Krieges das signalisieren mögen.

Russland
Ende der Ohnmacht? Von Kai Ehlers
Die Vorgänge im Kaukasus sind aus russischer Sicht das Signal für den Eintritt in eine neue Phase der internationalen Beziehungen: So nicht weiter, Herr Bush!, könnte man sie übersetzen. Hier beginnt Russland! Hier beginnt die Notwendigkeit von Absprachen statt der weiteren Militarisierung internationaler Beziehungen. Hinter sein aktuelles Eingreifen im Kaukasus wird Russland nicht zurückgehen.

Kaukasus-Kommentar
Hysterie und voreilige Schuldzuweisungen Von Ulrich Heyden
Moskau-Korrespondent Ulrich Heyden macht sich seine Gedanken über das Cui bono? – wem nutzt was? - in der Kaukasuspropaganda des Westens.


Kriegsrelikte
Blutgetränkte Erde im Kaukasus Von Silvana Wedemann
Während im Kaukasus die Toten der jüngsten Kämpfe bestattet werden, durchwühlen russische Organisationen die Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs. So mancher vermisste Rotarmist bekommt durch sie noch ein richtiges Begräbnis. Die Gebeine der deutschen Soldaten werden wieder zugeschüttet. Unsere Autorin hat die Gruppe „Nabat“ bei ihrer aufwühlenden Tätigkeit begleitet.

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