Monday, February 27, 2012

RETROSPEKTIVE: Otar Iosseliani vom 1. bis 31. März im Kino Arsenal in Berlin (arsenal-berlin.de)


Vor 30 Jahren, zur Berlinale 1982, war Otar Iosseliani erstmals beim Forum zu Gast. Mit einem Film, der erst sechs Jahre nach seiner Fertigstellung die Sowjetunion verlassen durfte. Noch im gleichen Jahr verließ auch Iosseliani die Sowjetunion, um fortan in Frankreich georgische Filme zu drehen. Die Berlinbesuche bekamen eine gewisse Regelmäßigkeit.

Fünf weitere seiner Filme wurden im Forum gezeigt; Iosseliani war 1988–89 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und 1990 Fellow beim Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1993 wurde er mit dem Berliner Kunstpreis der Akademie der Künste ausgezeichnet. In den letzten Jahren war Iosseliani seltener in Berlin präsent, seine jüngsten Filme kamen nicht in die deutschen Kinos und waren auch nicht auf der Berlinale zu sehen. Das Arsenal schließt diese Lücke und widmet mit einer vollständigen Retrospektive Iosseliani den Programmschwerpunkt im Monat März. Wir freuen uns sehr, Otar Iosseliani an drei Abenden im Arsenal begrüssen zu dürfen. Das Gespräch mit ihm wird Ulrich Gregor führen, der ihn vor 30 Jahren ins Forum eingeladen hatte.

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Thirty years after the Georgian filmmaker Otar Iosseliani attended the Berlinale Forum for the first time, we are pleased to welcome him again to Arsenal, which is presenting a complete retrospective of his works. He will be our guest and will talk to Ulrich Gregor, who originally invited him to the Forum three decades ago. There will also be a spotlight on the Direct Cinema movement. On the occasion of a dffb course, Arsenal is showing a selection of rarelyscreened films by the pioneers of Direct Cinema.

Schöne Kinoabende wünscht Ihnen Ihr Arsenal-Team 


Do 1.3., 20h, im Anschluss Otar Iosseliani im Gespräch mit Ulrich Gregor 
& Fr 30.3., 20h
CHANTRAPAS Otar Iosseliani F/Georgien 2010 OmE 122’

CHANTRAPAS, 2010
Nicolas ist ein eigensinniger Filmemacher, der den sowjetischen Behörden seines Heimatlandes Georgien ein Dorn im Auge ist. Er möchte nur die Freiheit haben, sich auszudrücken, doch die Bürokraten der Partei verweigern die Freigabe seiner Filme, weil sie sich nicht an die vorgegebenen Regeln halten. Nicolas emigriert nach Frankreich – wo er sich schon bald mit neuen Widerständen konfrontiert sieht. Otar Iosselianis neuester, deutlich autobiografisch gefärbter Film verhandelt anhand der fiktionalen Geschichte eines georgischen Regisseurs, der nirgendwo eine echte Heimat findet, die Themen Exil, künstlerische Freiheit sowie den Interessenkonflikt zwischen Autor und Filmindustrie.

Fr 2.3., 20h, im Anschluss Otar Iosseliani im Gespräch mit Ulrich Gregor 
& Sa 31.3., 19h
GIORGOBISTVE/LISTOPAD Die Weinernte/Falling Leaves Otar Iosseliani UdSSR 1966 OmE 92’
Niko hat gerade die Schule beendet und lebt mit seiner Mutter, Großmutter und den beiden kleinen Schwestern in Tiflis. Der Berufseinstieg in eine Weinkooperative konfrontiert ihn auf unangenehme Weise mit der Welt der Erwachsenen: Um den Plan zu erfüllen, wird Wein schlechter Qualität abgefüllt, und Niko muss erkennen, dass er der Einzige ist, der sich der Praxis widersetzt. Auch die erste Liebe zu einer Kollegin ist desillusionierend. Marina amüsiert sich lediglich über Nikos "Naivität". Iosselianis Langfilmdebüt ist nicht nur ein Film
über das Erwachsenwerden, es ist vor allem eine Hymne an diejenigen, die sich in einer Welt der Anpassung und des Pragmatismus behaupten und sich nicht korrumpieren lassen.

Sa 3.3., 20h, im Anschluss Otar Iosseliani im Gespräch mit Ulrich Gregor 
& Do 29.3., 20h
JARDINS EN AUTOMNE Gardens in Autumn Otar Iosseliani I/F/Russland 2006 OmE 110’
Der Film erzählt vom sozialen Abstieg des Politikers Vincent – allerdings nicht als
Fallbeispiel für Prekarität, sondern als Ode an die Lebensfreude. Nach der erzwungenen Aufgabe des Ministerpostens und der damit verbundenen Annehmlichkeiten findet sich Vincent in jener kleinen Wohnung wieder, in der er als Kind aufgewachsen ist. Er entdeckt die Freude am Trinken, an der Musik und an der Schönheit öffentlicher Parkanlagen, in denen sich gut die Zeit vertreiben lässt. Sprich, Vincent entdeckt spät, aber gerade noch rechtzeitig die Freude am Leben.

So 4.3., 19h & Fr 16.3., 19.30
PASTORALI Pastorale Otar Iosseliani UdSSR 1975 OmU 95’
Ein Musiker-Quartett aus der Stadt verbringt den Sommer in einem Dorf; die Kinder der Familie, die ihnen Zimmer im Obergeschoss vermietet hat, sind von den Besuchern sehr angezogen. Iosseliani erzählt diese Geschichte, ohne den Anschein des Erzählens zu erwecken, multipliziert sie und fügt unendlich viele Anfänge neuer Geschichten ein. "Ein Film von träumerisch schönen Schwarzweiß-Gesichtern, mit Tierstimmen an Stelle von Dialogen und geduldigen, beinahe stummen Sequenzen der Charaktere beim täglichen
Schuften an Stelle von treibender Handlung." (Ilya Grigorev)

Di 6.3., 20h & Mi 28.3., 20h
LUNDI MATIN Montag Morgen Otar Iosseliani F/I 2002 OmU 123’
Vincent, ein Mann in den 40ern, lebt mit seiner Frau, seiner Mutter und seinen beiden Söhnen in der französischen Provinz. Ein Austausch zwischen ihm und den übrigen Familienmitgliedern findet kaum statt. Eines Tages hat er die freudlose Monotonie seines Lebens satt. Er macht am Eingangstor der chemischen Fabrik, in der er als Schweißer arbeitet, demonstrativ kehrt. Mit geliehenem Geld setzt er sich in den Zug nach Venedig. Es ist Sonntag, als er ankommt, die Leute lächeln, er klettert auf ein Dach, macht die Bekanntschaft des Venezianers Carlo, mit dem er eine Bootsfahrt unternimmt. Man raucht,
lacht, trinkt und singt zusammen – bis Montag Morgen um Fünf der Wecker klingelt. Auch auf Carlo wartet eine stinkende Fabrik …

Mi 7.3., 20h & Sa 24.3., 19h
ET LA LUMIÈRE FUT Und es ward Licht Otar Iosseliani F/I/BRD 1989 OmU 102’
Otar Iosseliani inszeniert in einem Dorf im Süden des Senegal sein Ideal einer
vorzivilisatorischen Gemeinschaft: Die Menschen sind sich selbst und einander nicht entfremdet, man lebt im Einklang mit sich und den anderen; die Gleichheit zwischen den Geschlechtern wird tatsächlich praktiziert, Traditionen werden gepflegt und polyphone Gesänge von jedem beherrscht. Das Auftauchen der Holzfäller aus Europa ist der Anfang vom Ende des Paradieses. Dorfbewohnerinnen, die sich um den Besitz eines Autoreifens streiten, und das Auftauchen von Versandhauskatalogen signalisieren den Beginn einer neuen Zeit. Iosseliani erzählt seine fiktive Geschichte, mehr noch als in seinen anderen
Filmen, ganz in Bildern. Die Dialoge der Dorfbewohner (in Djala) bleiben weitgehend ohne Übersetzung. Wenige Texttafeln erklären wie im Stummfilm den Fortgang der Handlung.

Do 8.3., 20h & Mo 26.3., 20h
BRIGANDS, CHAPITRE VII Briganten Otar Iosseliani F/RUS/I/CH 1996 OmU 117’
Iosselianis dunkle Komödie über die Geschichte Georgiens ist eine Parabel, die zeigt, wie die Machtverhältnisse sich über die Jahrhunderte nur marginal geändert haben. Die Hauptfigur Vano wechselt lediglich die Kostüme. Als König des Landes befindet er sich im 15. Jahrhundert in einem ständigen Krieg gegen seine Nachbarn wie gegen seine Untertanen. Er macht als Volkskommissar Karriere zu Zeiten stalinistischer Herrschaft in der Sowjetunion und zählt 60 Jahre später zu den Waffenhändlern der Mafia, die aus dem Bürgerkrieg Profit ziehen und in Paris im Luxus leben.

Fr 9.3., 19h & Sa 17.3., 19h
IKO SHASHVI MGALOBELI Es war einmal eine Singdrossel Otar Iosseliani UdSSR 1970 OmU 80’
Der Film schildert 36 Stunden aus dem Leben des jungen Musikers Gia, der im Orchester in Tiflis die Pauke schlägt und sich sowohl durch seine Freundlichkeit wie durch seine regelmäßigen Verspätungen auszeichnet. Spontane menschliche Kontakte erscheinen ihm wichtiger als seine Arbeit. Gia ist ein unangepasster Träumer, unfähig, ein Verhältnis zur Zeit zu finden, das mit seiner Umgebung harmoniert. Der Film erinnert sowohl an die französische Nouvelle Vague als auch an die tschechische Neue Welle. Iosseliani drehte
ausschließlich an Originalschauplätzen und besetzte nahezu alle Rollen mit Laiendarstellern aus seinem Freundeskreis.

Fr 9.3., 20h & Do 22.3., 19h
LA CHASSE AUX PAPILLONS Jagd auf Schmetterlinge Otar Iosseliani F/D/I 1992 OmU 113’
Zwei alte Damen bewohnen in einem französischen Dorf ein Schloss. Als eine der beiden stirbt, erbt ihre in Moskau lebende Schwester das Anwesen, das bald darauf in die Hände japanischer Geschäftsmänner übergeht. Die Schlusseinstellung zeigt das Schloss mit neuen Fenstern, im Vordergrund ein modernes, fernbedientes Eingangstor mit großen japanischen Schriftzeichen. Der Film zeigt den Untergang einer Welt, der schönen Dinge und des savoir
vivre, abgelöst durch ein Zeitalter der Pragmatik, der Nivellierung von Traditionen und Identitäten und dem Ausverkauf des kulturellen Erbes.

Sa 10.3., 19h
AKVARELI Otar Iosseliani UdSSR 1958 ohne Dialog 10’
SAPOVNELA Otar Iosseliani UdSSR 1959 ohne Dialog 17’
APRILI April Otar Iosseliani UdSSR 1962 ohne Dialog 46’
TUDZHI Gusseisen Otar Iosseliani UdSSR 1964 ohne Dialog 16’
AKVARELI zeigt eine arme Familie, deren mühevoller Alltag durch die Kunst eine unverhoffte Änderung erfährt.
SAPOVNELA erzählt Die Geschichte eines älteren Mannes und dessen Liebe zu seinem blühenden Garten, der einer Straße weichen muss. Otar Iosselianis erster (und bis 1983 einziger) Farbfilm.
APRILI: Ein junges, glückliches Paar verlässt sein ärmliches Wohnviertel, um in eine Neubausiedlung eine Wohnung zu beziehen. Ihre Beziehung verschlechtert sich in gleichem Maße, wie ihr Komfort und ihre Besitztümer zunehmen.
TUDZHI zeigt den Alltag in einem Eisenhüttenwerk. Im Mittelpunkt des unkommentierten Dokumentarfilms stehen nicht die Faszination für die Maschinen oder die Errungenschaften der sowjetischen Stahlindustrie, sondern die im Werk arbeitenden Menschen.

Sa 10.3., 21h & Mi 14.3., 19h
LES FAVORIS DE LA LUNE Die Günstlinge des Mondes Otar Iosseliani F/I/UdSSR 1984 OmU 98’
"Der Film lässt sich seiner ausufernden Parallelhandlungen wegen unmöglich nacherzählen und handelt vom Tausch der Dinge und, in einem Reigen wechselnder Liebschaften, vom Tausch der Gefühle. In der nur scheinbaren Überschaubarkeit des 13. Parise Arrondissements bildet Iosseliani die hektische Betriebsamkeit der dem Tauschgesetz Unterworfenen als heitere Komödie ab. Seine ca. 40 Figuren, namenlos, aber in ihren Handlungen wohl charakterisiert, verkörpern die ganze Gesellschaft im Kleinen. Dass ausgerechnet die Diebe überleben, ist nicht verwunderlich, in einer Welt, die vom Diebstahl lebt, ohne es wissen zu wollen. Während die Bürger Getriebene sind, deren Zusammensein der Zeitraffer nur noch als sinnlos abstrakte Bewegung zeigt, sind die Diebe die Hedonisten, die sich prächtig amüsieren." (Eva Hohenberger)

So 11.3., 19h
UN PETIT MONASTÈRE EN TOSCANE Ein kleines Kloster in der Toskana Otar Iosseliani F 1988 ohne Dialog 55’ (auch am 18.3.)
EUSKADI Otar Iosseliani F 1983 ohne Dialog 55’ (auch am 20.3.)
UN PETIT MONASTÈRE EN TOSCANE registriert kommentarlos den Tagesablauf fünf französischer Augustinermönche im Kloster Castelnuovo dell’Abate sowie das Leben im nahegelegenen Ort Montalcino: Gebete, Spaziergänge und Mahlzeiten, die Olivenernte, das Abfüllen des Weins, die Jagd, das Schlachten eines Schweins, ein traditionelles Fest. Was das Spirituelle und das Erdverbundene vereint, ist der Gesang, ein Leitmotiv des Films und Bestandteil aller Filme Iosselianis.
EUSKADI ist eine Annäherung an die französische Region, die Iosselianis Heimat Georgien am ähnlichsten ist. Eine persönliche Hommage an die Tradition und Kultur des Baskenlandes sowie ein liebevolles Porträt des Ortes Pagolle und seiner Bewohner.

So 18.3., 19h
SEPT PIÈCES POUR CINÉMA NOIR ET BLANC Otar Iosseliani F 1982 ohne Dialog 21’
UN PETIT MONASTÈRE EN TOSCANE Ein kleines Kloster in der Toskana Otar Iosseliani F 1988 ohne Dialog 55’
SEPT PIÈCES POUR CINÉMA NOIR ET BLANC ist Iosselianis erster in Frankreich gedrehter Film. Er verbindet Dokumentaraufnahmen, die noch einen ethnologischen Blick des Regisseurs auf die neue Umgebung Paris erkennen lassen (Bistros, Hunde, Damen mit Pelzmänteln), mit Elementen der Fiktion und einer experimentellen Ton-Collage.
UN PETIT MONASTÈRE EN TOSCANE registriert kommentarlos den Tagesablauf fünf französischer Augustinermönche im Kloster Castelnuovo dell’Abate sowie das Leben im nahegelegenen Ort Montalcino: Gebete, Spaziergänge und Mahlzeiten, die Olivenernte, das Abfüllen des Weins, die Jagd, das Schlachten eines Schweins, ein traditionelles Fest. Was das Spirituelle und das Erdverbundene vereint, ist der Gesang, ein Leitmotiv des Films und Bestandteil aller Filme Iosselianis.

Di 20.3., 19h
EUSKADI Otar Iosseliani F 1983 ohne Dialog 55’
DZVELI QARTULI SIMGERA Alte georgische Lieder Otar Iosseliani UdSSR 1968 ohne Dialog 20’
EUSKADI ist eine Annäherung an die französische Region, die Iosselianis Heimat Georgien am ähnlichsten ist. Eine persönliche Hommage an die Tradition und Kultur des Baskenlandes sowie ein liebevolles Porträt des Ortes Pagolle und seiner Bewohner.
Im Vorprogramm zeigen wir DZVELI QARTULI SIMGERA, eine Würdigung der handwerklichen und kulturellen Traditionen Georgiens in Form eines Film-Gedichts: Grafik, Wandmalerei, Weinanbau, Töpfer- und Schreinerarbeiten und Gesang der verschiedenen Regionen des Landes.

So 25.3., 19h
SEULE, GÉORGIE Allein, Georgien Otar Iosseliani F 1994 DF 236’
SEULE, GÉORGIE ist der einzige Film Otar Iosselianis, der vom Wort dominiert wird. Der Kommentar des Autors begleitet die Bilder, zum großen Teil Archivaufnahmen, und entwirft so ein persönliches Panorama der Geschichte und Kultur Georgiens. Iosseliani hat sein Georgien-Porträt in drei Teile gegliedert. 
"Prélude!/Auftakt" gibt einen Überblick über die annähernd 3000-jährige Geschichte des Landes und zeichnet das Bild einer alten, hochentwickelten Kultur mit eigener Sprache und eigenem Alphabet.
"Tentation!/Versuchung" beschäftigt sich mit der Zeit der russischen Vorherrschaft: 1801 von Russland annektiert, erlebt das Land nach der Oktoberrevolution eine dreijährige Zeit der Unabhängigkeit, bis die Bolschewiki die erste sozialdemokratische Republik unter der Regierung der Menschewiki 1921 gewaltsam okkupieren. 
Der letzte Teil "L’épreuve!/Die Prüfung" behandelt die Loslösung von der Sowjetunion und die postsowjetische Zeit: von den ersten Demonstrationen 1988 über die Unabhängigkeitserklärung 1991 bis zum Bürgerkrieg.

Di 27.3., 20h & Sa 31.3., 21h
ADIEU, PLANCHER DES VACHES! Marabus! Otar Iosseliani F/I/CH 1999 OmU 113’
Der 19-jährige Nicolas versucht, dem goldenen Käfig seiner reichen Familie zu entkommen und verlässt den mondänen Landsitz heimlich per Boot, um sich in Paris mit Clochards und jugendlichen Kleinkriminellen zu treffen. Er verliebt sich in Paulette, die Tochter des Bistrobesitzers, die jedoch mehr an Gaston interessiert ist, dessen Erscheinung ihr in gesellschaftlicher Hinsicht vielversprechender erscheint … 
"Der Film beginnt wie ein Gleichnis über das Gefühl der Unzufriedenheit, das uns innewohnt. Praktisch seit unserer Geburt zwingt man uns, in einer Muschel zu leben, die für uns vorbestimmt war, und jeder von uns träumt davon, diese Muschel zu verlassen, einen anderen Raum zu finden, eine andere Dimension des Lebens. Ist man reich, denkt man, die Armen seien glücklich: frei,
sorglos und von echten Freunden umgeben. Ist man arm, stellt man sich das Leben der Reichen köstlich vor." (Otar Iosseliani)
   
Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Botschaft von Georgien.

Für weitere Informationen:
Christine Sievers | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kino Arsenal 1 & 2 | Potsdamer Straße 2 | 10785 Berlin

MUSIK: Voting-Phase für die Colbinger Band (www.koestritzer.de)


Colbinger Band from Leipzig
Am 3.3.2012 spielen wir unser Halbfinalkonzert im Salon des \"Noch Besser Leben\", dies wir komplett von Tape.TV Berlin gefilmt.
Ab dem 1.2.2012 wir auf dem MusicTV Sender - iMusic1 (Germany-GB-Russia-USA) das Video zu \"Never Say Never\" 16Tage lang 18 mal in der Prime Time gespielt.
Dear friends and musiclovers. The jury of the German \"Echolot\" Bandcontest 2012 selected my friends the Colbinger (Rock Band) from Leipzig for the semifinal. They are 1 of the last 11 out of 400 bands. For the chance to get into the final via wildcard they need your help. Please share and vote on their profile and click the \"LIKE\". Thank You!
 We work on the possibility, too, that the band will come to play view concerts in Georgia next year. 
Greetings to all of you and a very good time.

VOTE HERE: koestritzer.de/echo­lot

Sunday, February 26, 2012

EXHIBITION: The Key to Armenia's Survival. By Roderick Conway Morris (nytimes.com)

VENICE — Armenian civilization is one of the most ancient of those surviving in the Middle East, but for large parts of its history Armenia has been a nation without a country. This has given the spoken and written word, the primary means through which Armenian identity has been preserved, enormous prominence in its people’s culture.

An Armenian merchant portrayed by Giovanni Grevembroch in the 18th century.

Over the centuries this emphasis has fostered a particular regard for books and the means of producing them. Scribes added notes on the proper care and conservation of books and advice on hiding them during dangerous times, even on “ransoming” them should they fall into the wrong hands. A late 19th-century English traveler observed that the Armenians prized the printing press with the same “affection and reverence as the Persian highlanders value a rifle or sporting gun.”
In 1511 to 1512 (the exact date is uncertain), the first Armenian book was printed in Venice. The event was especially significant for this scattered nation, which did not acquire a modern homeland until 1918 and then only in a small part of its ancestral lands.
The anniversary is the occasion for “Armenia: Imprints of a Civilization,” an impressive exhibition organized by Gabriella Ulluhogian, Boghos Levon Zekiyan and Vartan Karapetian of more than 200 works spanning more than 1,000 years of Armenian written culture. These range from inscriptions and illuminated manuscripts to printed and illustrated books, including many unique and rare pieces from collections in Armenia and Europe.
The show opens with the atmospheric painting of 1889 by the Armenian artist Ivan Aivazovski, “The Descent of Noah From Mount Ararat,” from the National Gallery in Yerevan. It shows the Old Testament patriarch leading his family and a procession of animals across the plain, still watery from the subsiding Flood, to re-people the earth.
The extraordinary grip that this mountain has had on the Armenian imagination is tellingly demonstrated by subsequent sections on sculpture, the Armenian Church and the Ark — the conical domes of Armenian churches seeming eternally to replicate this geographical feature that symbolizes the salvation of the human race.
Christianity reached Armenia as early as the first or early second century. And Armenia lays claim to having been the first nation that adopted the faith as a state religion, sometime between 293 and 314, a date traditionally recorded by the Armenian Church as 301.
There followed, in around 404 or 405, an initiative that has been one of the cornerstones of the endurance of the Armenian ethnos: the invention of a distinctive alphabet capable of rendering the language’s complex phonetic system. This made possible the translation of the Bible — the majestic 10th-century Gospel of Trebizond is on show here — and the foundation of Armenian literature in all its manifestations, sacred and secular.
The desire to illustrate the gospels and other Christian texts was the primary impetus for the development of Armenian art, which drew on an unusually wide range of sources thanks to the country’s position at the crossroads of several civilizations.
As Dickran Kouymjian writes in his essay in the exhibition’s substantial and wide-ranging catalog, which is available in English, French and Italian: “Armenian artists were remarkably open to artistic trends in Byzantium, the Latin West, the Islamic Near East and even Central Asia and China.”
A sumptuous display of these illuminated books brings together some of the finest surviving examples from the ninth to the 15th centuries, and it is curious to discover that even after the advent of printing, the tradition of illumination continued in Armenian monasteries for a further two and a half centuries.
The acme of the Armenian miniature was reached in the 13th century, during the Armenian Kingdom of Cilicia, which ruled over a substantial part of Asia Minor (1198-1375), until it was overthrown by the Mamluks of Egypt.
Armenian contacts with Venice date to the period when the nascent lagoon republic was a remote western outpost of Byzantium, where Armenians held senior positions in the administration and the military. In the sixth century the Armenian governor Narses is credited with introducing the cult of Theodore, or Todoro, Venice’s first patron saint and Isaac the Armenian is recorded as the founder of the ancient Santa Maria Assunta basilica on the island of Torcello.
Contacts became frequent during the Kingdom of Cilicia as Venetian merchants expanded their activities in the Levant and their Armenian counterparts sought opportunities in Europe.
In 1235 the Venetian nobleman Marco Ziani left a house to the Armenian community at San Zulian near Piazza San Marco, which came to be called the Casa Armena and provided a focal point for Venice’s ever more numerous Armenian residents and visitors.
The testament drawn up in 1354 by the governess of this house, “Maria the Armenian,” indicates that by that time there was not only a thriving community of merchants, but also clerics and an archbishop, to whom she left three of her six peacocks. Later the church of Santa Croce was founded on the same site, still today an Armenian place of worship. Both Marco Ziani and Maria’s wills are on show.
A precious copy of the first Armenian book printed in 1511-1512, a religious work titled the Book of Friday, is also on display. The innovation led to the setting up of a host of Armenian presses all over the world. The fruits of these — from locations as far-flung as Amsterdam, Paris, Vienna and St. Petersburg to Istanbul, Isfahan, Madras and Singapore — form the absorbing last section of the exhibition.
Venice was given a further boost as the global center of Armenian culture by the arrival in the lagoon of Abbot Mekhitar and his monks in 1715. This visionary was born in Sivas (ancient Sebastia) in Anatolia, and had spent time in Echmiadzin and Istanbul. Later he took the community he had created to Methoni in the Peloponnese, which had been conquered by the Venetians in the 1680s. But the prospect of the town’s recapture by the Ottomans led to Mekhitar’s decision to take refuge in Venice. In 1717 he and his followers were granted a lease on the island of San Lazzaro, which has been their headquarters ever since.
Under Mekhitar, San Lazzaro became the epicenter of a worldwide Armenian cultural revival. The community created a study center and library, was responsible for printing scores of books in Venice and elsewhere, and established an international network of schools, where a high proportion of Armenia’s religious and secular elite received an education into modern times.
The Armenian Academy of San Lazzaro has published Bazmavep, a literary, historical and scientific journal since 1843, one of the oldest continuous periodicals of its kind. And the first Armenian newspaper-magazine was Azdara (The Monitor), founded in Madras in 1794.
San Lazzaro’s most famous foreign student was Lord Byron, who learned Armenian there with the scholar Harutiun Avgerian, with whom he collaborated on the production of an Armenian and English grammar, containing translations by the poet.
Armenia: Imprints of a Civilization. Correr Museum, VeniceThrough April 10.

Source: www.nytimes.com

ENERGIE: Gasprojekt Nabucco. Europas politischer Pipeline-Poker. Von Kristian Klooß


Poker am Energiemarkt: Der Streit, durch welche Leitungen die Gasschätze des Kaspischen Meers nach Europa fließen sollen, verschärft sich. Dabei geht es nicht nur um Rivalitäten zwischen Europäern und Russen. Länder wie Aserbaidschan haben die Spielregeln neu definiert.

Hamburg - "Pipeline-Politik ist Ankündigungspolitik" oder "das ist alles ein großes Pokerspiel". Mit diesen Sätzen beschreiben Branchenkenner das Feilschen um die gigantischen Gaspipeline-Projekte Nabucco, South Stream und Co. In kaum einer anderen Branche sind marktwirtschaftliche Argumente und politischer Wille so eng miteinander verknüpft - und laufen oft zugleich in so gegensätzliche Richtungen.

Der ganze Artikel: www.manager-magazin.de

VIDEO: Wonderful world: Bazars in Georgia / Wunderbare Welt: Basare in Georgien



All photos (c) Sönke Henning Tappe
Music "Sunshine" by Kevin MacLeod of incometech.com published under Creative commons licence Attribution
This video is dedicated to all the wonderful people, who let me have a look into their life. Didi madloba!

VIDEO: Swanetien / Svaneti / Svanetia (Georgien / Georgia)



Music ("Pride") by Kevin MacLeod published under Creative commons licence Attribution. ISRC: US-UAN-11-00106 at www.incompetech.com
Photos all by myself: Sönke Henning Tappe
Also watch my slide-show on Tushetia: www.youtube.com and my blog on Georgia and the South caucasus: www.caucasus-pictures.blogspot.com

VIDEO: Beauty and Desaster - Oil fields Azerbaijan Ölfelder Aserbaidschan



All photos (c) Sönke Henning Tappe 
Music: "Industrial Revolution" by Kevin MacLeod (incompetech.com) ISRC: US-UAN-11-00811 
 Oil fields near Ramana, Azerbaijan 2010

GESCHICHTE: Legendäre Falschgeld-Affäre. Von Johanna Lutteroth (einestages.spiegel.de)

Deutsche Zeitungen nannten es den "eigenartigsten Fälschungsversuch der Weltgeschichte": Mit getürkten Banknoten wollte eine illustre Truppe aus Reichswehroffizieren, Exilgeorgiern und einem Ölmagnaten 1927 die UdSSR zu Fall bringen. Das Komplott scheiterte - und wurde doch nie ganz aufgeklärt.


Tscherwonzen
Hier ein echter Drei-Tscherwonzen-Schein von 1937

Erich Liebermann wusste schon länger, dass russische Blüten im Umlauf waren. Der Chef der Berliner Falschgeldzentrale hatte in letzter Zeit immer mehr Hinweise bekommen, und dabei war regelmäßig ein Name gefallen: Leonhard Becker, Leiter eines Industrieunternehmens und fanatischer Nationalsozialist. Liebermann ließ Becker observieren - und erwischte ihn auf frischer Tat, als er Anfang August 1927 versuchte, in einer Berliner Bank das russische Falschgeld gegen Reichsmark einzutauschen. 


Doch Becker spielte den Ahnungslosen. Ein Bekannter habe ihm die russischen Scheine (Tscherwonzen) überlassen: Basilius Sadathieraschwili, Mitglied der georgischen Freiheitsbewegung, die seit Jahren für die Unabhängigkeit Georgiens von Russland kämpfte. Die Spur führte Liebermann nach Frankfurt in die mit rechtsradikaler Literatur bestückte Buchhandlung von Karl Böhle, zu der auch eine Druckerei gehörte. Hier beschlagnahmte der Kommissar 120.000 falsche Tscherwonzennoten und Papier für weitere 1,2 Millionen Scheine. 

Wenig später ging den Ermittlern Sadathieraschwili ins Netz, der schließlich den entscheidenden Hinweis auf den Kopf der Bande lieferte: Schalwa Karumidse, emigrierter georgischer Bankier, bekennender Antibolschewist und lautstarker Kämpfer für die Unabhängigkeit Georgiens. 

Schnell war klar, was die Falschmünzer vorhatten: Sie wollten die UdSSR mit Milliarden von gefälschten Tscherwonzen überschwemmen, um das Land wirtschaftlich und politisch zu destabilisieren. Gerate der Koloss erst einmal ins Wanken, so das Kalkül, würde sich das Sowjetregime mit Leichtigkeit stürzen und Georgien aus seinen Krallen befreien lassen. Doch sie scheiterten grandios. Gerade einmal 12.000 Scheine kamen in Umlauf, bevor die Fälschertruppe aufflog. 

Anfangs schien der Fall nicht mehr als einer der vielen irrwitzigen Komplottversuche rechtsradikaler Splittergruppen zu sein, die die ungefestigte Weimarer Republik regelmäßig erschütterten. Doch schon nach den ersten Verhören stellte sich heraus: Ganz so einfach war die Sache nicht. 

Deutsch-englisch-georgische Allianz 

Die beiden Georgier waren nämlich in Europa bestens vernetzt und hatten mit ihren antibolschewistischen Aktivitäten jahrelang Zuspruch aus höchsten Kreisen in England und Deutschland erfahren. Seit 1926 hatten sie sowohl mit dem Chef des britischen Ölgiganten Royal Dutch Shell, Henry Deterding, als auch mit dem deutschen General Max Hoffmann, der als Chef des Generalstabs an der Ostfront 1917 Initiator und Gastgeber der Friedenskonferenz von Brest-Litowsk war, über Pläne verhandelt, wie sich die Sowjetunion "von innen sprengen lasse" - wenn nötig mit militärischen Mitteln. War es möglich, dass hinter dem Komplott britische Ölinteressen und die deutsche Reichswehr standen? Zwei Jahre lang sollte diese Frage die Öffentlichkeit beschäftigen. 

Hoffmann ging es dabei um seine politische Überzeugung, Deterding ums kaukasische Öl. Mehrfach hatte der Ölmagnat verlauten lassen, dass 60 Prozent der Quellen "rein juristisch betrachtet" ihm gehörten. Die Sowjets hätten sie ihm einfach geklaut. Nun wollte er in die Rückeroberung der Ölfelder investieren. 

Nachweislich hatten sich Deterding, Hoffmann, Karumidse und Sadathieraschwili 1926 mehrfach getroffen: erst in Den Haag, dann in London - und später in Hoffmanns Wohnung in Berlin. Die Rollen der Verschwörer waren dabei klar verteilt. Deterding sollte die Finanzierung regeln, Hoffmann war der militärische Kopf. Er hatte einen detaillierten Aufmarschplan gegen Moskau erarbeitet und die Beteiligung der Reichswehr in Aussicht gestellt. Karumidse fungierte als Vertreter der künftigen georgischen Regierung, die Deterding den uneingeschränkten Zugriff auf das Öl zusichern würde. 

Doch der letzte Beweis, dass das deutsch-englische Duo auch die Fälscheraktion unterstützt hatte, fehlte. 

Berlin in Alarmbereitschaft 

Trotzdem schafften es, kaum waren die Geldfälscher verhaftet, die ersten Gerüchte über die unheilvolle Allianz auf die Titelseiten der deutschen Zeitungen. "Internationaler Fälscher-Skandal" titelte beispielsweise die "Vossische Zeitung", die schließlich zu dem Schluss kam, hinter der Affäre stehe der "Kampf des internationalen Ölkapitals gegen das bolschewistische Regime". Es sei der wohl "eigenartigste Fälschungsversuch der Weltgeschichte". 

Deterding dementierte die Vorwürfe sofort und polterte in der für ihn typischen ungestümen Art: "Falls jemand jemals mit dergleichen Plänen zur mir gekommen wäre, so würde ich ihn zur Tür hinausgeworfen haben", zitierte ihn die "Vossische Zeitung" am 23. November 1927. Hoffmann konnte sich zu den Vorwürfen nicht mehr äußern. Er war bereits am 8. Juli 1927 gestorben. 

Die Gerüchte um eine groß angelegte antibolschewistische Verschwörung versetzten das politische Berlin in Alarmbereitschaft. Denn die Tscherwonzenaffäre hatte das Zeug, sich zum Politikum auszuweiten - und die ohnehin angespannten deutsch-sowjetischen Beziehungen ernsthaft zu belasten. Vollends aufklären oder unter den Teppich kehren? In Berlin war man sich nicht einig, wie sich der politische Schaden möglichst klein halten ließ. Und so kam es in den kommenden Monaten zu einem peinlichen Hickhack, das das gesamte Verfahren unnötig in die Länge zog und Zweifel an der Unabhängigkeit der deutschen Gerichte aufkommen ließ. 

"Karumidse enthüllt" 

Auf der einen Seite stand das Auswärtige Amt, das aus Rücksicht auf die deutsch-sowjetischen Beziehungen die Hintergründe aufdecken und damit die Vorwürfe entkräften wollte. Auf der anderen Seite war da das preußische Innenministerium, das die peinliche Affäre am liebsten im Sande verlaufen lassen hätte, um das Image der Reichswehr sauberzuhalten. "Es gäbe einige Ressorts, die ganz froh seien, den Prozess loszuwerden", ließ ein Ministerialdirektor am 19. Juli 1928 verlauten. Und im Auswärtigen Amt wurde geargwöhnt, dass "das preußische Innenministerium die Ermittlungen gestoppt" hätte. 

Das zuständige Landgericht wollte den Fall ebenfalls möglichst schnell und ohne großes Aufsehen zu Ende bringen. Den Richtern kam dabei ein am 13. Juli 1928 neu erlassenes Gesetz sehr gelegen: die sogenannte Reichsamnestie. Sie sicherte politischen Straftätern Straffreiheit zu. Ende Juli 1928 stellte sie das Verfahren gegen die mutmaßliche Fälscherbande auf Basis des neuen Gesetzes ein. Sadathieraschwili wurde aus der Untersuchungshaft entlassen. Für ein paar Wochen schien es, als habe sich der Fall auf ganz elegante Weise erledigt. Aber zwei Monate später hob das Berliner Kammergericht die Entscheidung auf, nachdem die Proteste aus der Sowjetischen Botschaft zu laut geworden waren. Das Verfahren wurde wieder aufgenommen und Sadathieraschwili erneut verhaftet. 

Nachdem sich die Ermittlungen monatelang dahingeschleppt hatten, kam nun endlich Bewegung in den Fall. "Karumidse enthüllt" titelte beispielsweise die liberale "Vossische Zeitung" im Sommer 1929. Nach einem ausgiebigen Interview mit Karumidse deckte die Zeitung Details über die Verbindungen zwischen General Hoffmann, Deterding und den georgischen Freiheitskämpfern auf. Nach dem letzten Treffen in London 1926 sei aber klar geworden, betonte Karumidse, dass Deterding sich an einer militärischen Aktion nicht weiter beteiligen wollte. Sie sei ihm zu teuer, das Risiko zu hoch gewesen - zum großen Bedauern von General Hoffmann, dessen militärischer Aufmarschplan nun wieder in der Schublade verschwand. 

Deswegen habe er, Karumidse, sich im Alleingang für die Fälschungsaktion entschieden. Deterding und Hoffmann hätten nichts damit zu tun. 

"Tiefstand der deutsch-sowjetischen Beziehungen" 

Obwohl Deterding und Hoffmann nicht mehr als antibolschewistische Gedankenspiele nachzuweisen waren, hielt sich das Gerücht der groß angelegten Verschwörung, die in der Falschgeldaffäre ihren Anfang genommen habe, hartnäckig. Zum Auftakt des Prozesses, der am 6. Januar 1930 endlich begann, titelte die "Vossische Zeitung" zur Einstimmung auf die kommende Berichterstattung: "Der Kampf ums Oel. Sir Henry Deterdings Bündnis mit General Hoffmann". Täglich berichteten die Zeitungen von dem Prozess mit "weltpolitischer Bedeutung". Am 4. Februar 1930 veröffentlichte die "Vossische Zeitung" sogar Hoffmanns Aufmarschplan gegen Moskau. 

Vier Wochen lang wurde der Fall vor dem Moabiter Schöffengericht verhandelt - und brachte doch keine neuen Informationen. Der Anklage war es nicht gelungen, den endgültigen Nachweis zu erbringen, dass Deterding und Hoffmann hinter der Falschgeldaffäre standen. Und so wurde zum zweiten Mal versucht, mit Hilfe der Reichsamnestie den Fall endgültig zu den Akten zu legen. Die Angeklagten wurden freigesprochen. Durch die sowjetischen Medien ging ein Aufschrei der Empörung. Die Zeitung "Iswestija" kritisierte, das Urteil mache nur allzu deutlich, dass jede Aktion gegen die Sowjetunion den innenpolitischen Interessen Deutschlands entspreche. 

Der sowjetische Botschafter in Berlin, Nikolaj Krestinskij, beschwerte sich ausgiebig bei Carl von Schubert, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, über das absurde Urteil. Im Auswärtigen Amt war die Rede von einem "Tiefstand der deutsch-sowjetischen Beziehungen". Wie schon zwei Jahre zuvor wurde der Fall doch wieder aufgenommen und ging im Juli 1930 in die Berufung. Dieses Mal wurden die beiden Georgier zu Haftstrafen von zwei Jahren (Karumidse) und zwei Jahren und zehn Monaten (Sadathieraschwili) verurteilt. 

"Sehr viel klüger sind wir nicht geworden", resümierte die "Vossische Zeitung" am Ende des Prozesses. "Geld von Deterding? Es sind Behauptungen geblieben.




Quelle: einestages.spiegel.de

PODCAST: Ein Milliardär will an die Macht. Ein Porträt von Silvia Stöber (wissen.dradio.de)

Der Oligarch Bidzina Iwanischwili baut in Georgien Kirchen, Theater oder Museen. Das alles bezahlt er aus eigener Tasche. Nun will er in Georgiens Politik Fuß fassen.


PODCAST hier >>>
Was klingt wie ein Märchen, ist wahr: Bidzina Iwanischwili finanziert in Georgien Wohnungen, gemeinnützige Einrichtungen, Schwimmbäder, Ärzte und vieles mehr. Mehr als 650 Millionen Euro soll er in Georgien investiert haben.

Ein Milliardär will ins politische Rampenlicht

Iwanischwilis Vermögen wird auf rund 5,5 Milliarden Dollar geschätzt. Dieses Vermögen angehäuft hat er in den 90er Jahren in Russland. Zuerst handelte er mit Telefonen und Computern. Später gründete er eine Bank. Bislang hielt sich der Milliardär aus der Öffentlichkeit heraus. Doch jetzt hat er seine Meinung geändert.

Saakaschwili herausfordern

Bidzini Iwanischwili möchte in der georgischen Politik mit einer eigenen Partei durchstarten. Damit will er den amtierenden Präsidenten Michail Saakaschwili herausfordern. Doch der wehrt sich. Er hat seinem Kontrahenten die georgische Staatsbürgerschaft entziehen lassen und seine Bank wird von der Zentralbank unter Druck gesetzt. Kritiker Iwanischwilis aus der Regierung Saakaschwili sagen, der Milliardär sein ein Gesandter Putins, der Georgien wieder fester an Russland binden wolle.

Keine Parteigründung ohne Staatsbürgerschaft

Der georgische Milliardär Bidzina Iwanischwili an einem Rednerpult.
Bislang hat Bidzina Iwanischwili das Rampenlicht gescheut 

nun sucht der die Aufmerksamkeit. (dpa | picture alliance )
Über den Staatschef sagt Iwanischwili: " Wie alle Georgier war ich begeistert, als Saakaschwili 2004 an die Macht gewählt wurde. Doch ich habe mich getäuscht. (...) Nach diesen Ereignissen 2007 habe ich Saakaschwili zum Rücktritt geraten, was er mir später vorgeworfen hat." Weil er sich keiner Oppositionspartei anschließen wollte, entschied sich Iwanischwili, selbst in die Politik zu gehen. Ohne georgische Staatsbürgerschaft ist das aber nicht möglich. Deshalb gründete Iwanischwili zunächst einmal eine politische Bewegung und scharte einige pro-westliche, liberale Politiker um sich.

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