Thursday, February 09, 2006

Gab es Amazonen?

Die unter dem Pseudonym "Sir Galahad" schreibende Österreicherin Bertha Eckstein-Diener meint in ihrem Buch "Mütter und Amazonen" dazu: "Zeitlich-wirklich bildeten die Amazonen nicht nur ein extremes Ende des Mutterrechts. Sie sind Selbstzweck und Anfang auch. Als ausschweifende Töchterreiche mit Ausschließung alles Männlichen bis auf versklavte Knabenkrüppel, heben sie sich ab von der weltalten, ruhend toleranten Muttersippe, die unbotmäßige junge Mannheit ganz friedlich abschob durch Exogamie..... Amazonen hingegen pflanzen den Töchtertyp fort, einen neuen Bewegungstyp, der gleichsam durch eine Erbschleife hindurchgeschlüpft und etwas Keimverschiedenes ist. Jägerinnen, die Kinder zwar werfen, den Wurf aber weder säugen noch selbst warten. Sie schwärmen aus, als äußerster, linker Frauenflügel einer flügge werdenden Menschheit."
Die Autorin ist zweifellos geprägt von stereotypen Matriarchatsvorstellungen mit der Verehrung der Frau nur als Gebährender, als nur Guter und Friedlicher (sie zitiert sehr stark Bachofens Buch "Mutterrecht" aus dem vorigen Jahrhundert). Von diesem Gesichtspunkt aus sind Kriegerinnen natürlich antagonistisch. Sie unterscheidet aber zwischen griechischen Mythen über Amazonen (etwa, daß sie männliche Neugeborene durch das Ausrenken von Schulter- und Hüftgelenken gelähmt gemacht hätten) und archäologischen Befunden. Bachofen selbst nennt die Amazonen eine "extremistische Terroristengruppe, Entartung des weiblichen Prinzips".
Und er schreibt: "Eine amazonische Erscheiung, eine solche Steigerung der Macht, wo auch immer sie sich findet, setzt stets eine vorausgegangene Entwürdigung der Fraz voraus, und man muß sie aus dem notwendigen Wechsel der Extreme erklären. Mehrere der berühmtesten Mythen, die Taten der lemnischen Frauen, der Danaiden, selbst Klytemnestras Mord schließen sich bestätigend an. Überall ist es der Angriff auf die Rechte des Weibes, der dessen Widerstand hervorruft und seine Hand erst zur Verteidigung, dann zu blutiger Rache bewaffnet."
Der österreichische Forscher Prof. Hans Biedermann meint in "Die Großen Mütter", daß sicherlich Frauen an Kampfhandlungen teilgenommen haben, daß aber Mythen von Frauenheeren keine Grundlage hätten. Er nimmt an, die Griechen (immerhin damals schon recht patriarchalisch) seien so geschockt gewesen über Berichte von wehrhaften jungen Frauen, daß sie daran eine Menge HeldInnensagen anknüpften. Auch die "Kriegerinnen", die sich dem Spanier Francisco de Orellana 1541 und 42 in Südamerika entgegenstellten, als er einen großen Strom befuhr, waren keine Frauen, sondern Männer mit langen Haaren (nichtsdestotrotz nannte er den Fluß "Amazonas").
In Barbara G. Walkers "Das geheime Wissen der Frauen" steht unter dem Stichwort Amzonen, daß es sich um einen griechischen Namen für Volksstämme in Nordafrika, Anatolien und am Schwarzen Meer handelt, die die Große Göttin verehrt haben. "Nach der Überzeugung der Alten waren die Amazonen die ersten, die Pferde zähmen konnten, worauf sich die legendäre Unbesiegbarkeit ihrer Armeen beziehen könnte." Riane Eisler ordnet in "Kelch und Schwert" den Übergang von der egalitären zur "dominatorischen" Gesellschaft der Unterwerfung friedlicher BäurInnen, die das Pferd noch nicht gezähmt hatten, durch die "Kurganvölker" zu, nach ihren Grabhügeln benannte kriegerische berittene Nomaden. Es ist durchaus möglich, daß Pferde dadurch zum Haustier wurden, daß vereinzelt Fohlen eingefangen und aufgezogen wurden (vielleicht von Frauen, jedenfalls aber zu einem früheren Zeitpunkt, als von der Forschung bis vor kurzem angenommen wurde).
Das erste Grab einer (skythischen) Amazone wurde allerdings erst 1928 bei Tiflis gefunden; sie wurde in voller Rüstung und mit Waffen beigesetzt. Seither wurden an die 40 Gräber entdeckt , in denen Königinnen lagen. Nach Walker wurden die Skythen von diesen beherrscht, wobei die Frauen zugleich Priesterinnen waren. Auch die Wikinger hatten weibliche Häuptlinge und Anführerinnen; in Irland gab es Kriegerinnen, bis Frauen im 7. Jahrhundert durch neue, christliche Gesetze das Waffentragen verboten wurde. Zur Kleidung einer Braut gehörte aber bis ins 17. Jahrhundert ein Messer am Gürtel, und die keltischen Vorfahrinnen erhielten bei ihrer Hochzeit ein Reitpferd und Waffen. Um das schwarze Meer, in den Ländern der Amazonen, hielten sich bestimmte Bräuche bis ins 18. Jahrhundert (Frauen trugen Männerkleider, ritten im "Herrensitz" und kämpften an der Seite der Männer im Krieg).

Quelle: http://www.ceiberweiber.at/ownpages/history/amazone.htm

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