Wednesday, February 08, 2006

Stalin

Stalin wird oft als Georgier bezeichnet. Aber was soll das bedeuten?
Stalin wurde in der georgischen Kleinstadt Gori geboren. Dort lebten aber Angehörige verschiedener Völker, nicht nur Georgier (
Radzinsky).
Und es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Stalins Vater Wissarion Dschugaschwili georgisch als Muttersprache sprach. So schreibt
Donald Rayfield in seinem Buch 'Stalin und seine Henker' über Stalins Vorfahren: Stalins Urgroßvater väterlicherseits, Sasa Dschugaschwili, hatte ebenfalls in der Nähe von Gori in einem mehrheitlich ossetischen Dorf gelebt. Auch Sasa war Leibeigener: Er nahm an dem antirussischen Aufstand Anfang des 19. Jahrhunderts teil, entging der Strafe und wurde dank eines gnädigen Feudalfürsten in eine Bruchbude in dem windigen und halbverlassenen Dorf Didi Lilo umgesiedelt, 16 Kilometer nördlich von Tiflis.
Die Osseten sagen, dass Stalins Name Dsugajew war, der zu Dschugaschwili georgisiert wurde.
Karl Grobe im fr blog Lew Dsugajew heißt auch der Pressesprecher des nordossetischen Präsidenten Alexander Dsasochow laut Frankfurter Rundschau. Im Stern wird er sogar Regierungsberater genannt. An weitere Stelle findet sich der der Leiter des Krisenstabs, Lew Dsugajew.
Hier stieg Sasas Sohn, Wano, in der gesellschaftlichen Hierarchie auf: Ihm gehörte ein Weinberg. Beide Enkelsöhne von Sasa, Giorgi und Wissarion, schienen noch höher zu klettern. Nach Wanos Tod wurde Giorgi Wirt. Doch ihr Aufstieg wurde jäh unterbrochen: Stalins Onkel Giorgi wurde von Räubern ermordet, und Giorgis jüngerer, mittelloser Bruder, Wissarion, wanderte nach Tiflis aus, um Schuster zu werden. Um 1870 hatten die Dschugaschwilis sich einigermaßen erholt. In seiner Anstellung bei einem armenischen Stiefelmacher lernte Wissarion nicht nur sein Handwerk, sondern auch ein wenig Russisch, Armenisch und Aserbaidschanisch, und natürlich Georgisch. Anders als die meisten georgischen Handwerker damals, konnte Wissarion lesen und schreiben.
Wenn Wissarion Georgisch dort erst lernte, sprach er es vermutlich nicht als Muttersprache. Von diesem Weingarten, der sehr gut und sonnig gelegen sein soll, ist auch in Budu Swanidse Buch 'Im engsten Kreis. Der unbekannte Stalin, dargestellt von seinem Neffen' die Rede.
Man muss dazu allerdings sagen, dass es nicht klar ist, ob es Budu Svanidze überhaupt gab. Seine Erinnerungen wurden vermutlich von dem übergelaufenen sowjetischen Botschafter Gregory Bessedovsky geschrieben, der sich aber mit den inneren Kreisen der Macht in der Sowjetunion gut genug auskannte, um die Gerüchte, die Stalin über seine Herkunft in die Welt setzte oder die um den Kreml kursierten, zu kennen. In Gori lebte Dschugaschwili vor seiner Ehe bei einem Osseten namens Kulumbegaschwili.

-ga ist eine Silbe wie -heit oder -schaft im Deutschen und -schwili bedeutet Sohn, Nachfahre von ...
Dass Stalins Mutter Keke Geladse Ossetin war, war ohnehin schon bekannt.
Die Eltern zogen dann in ein Häuschen in der Kathedralstraße (Soborowaja Nr.10), das neben der Hauptkirche im früheren Viertel Rusis-Ubani stand. Dem Stadtteil, in dem sich in dem sich die russische Garnison befand.
Da Keke plante ihren Jungen auf die russischsprachige Pfarrschule zu schicken und nicht auf die georgische staatliche Grundschule, versuchte sie schon früh, ihm russische Grundkenntnisse beizubringen und bat ihre Freundin Kote Tscharkwiani ihm das russische ABC beizubringen.
Schon für den Besuch der Pfarrschule erhielt Keke für ihren Sohn ein Stipendium von 3 Rubel später 8 Rubel im Monat. Zusammen mit ihrem Monatslohn von zehn Rubeln ermöglichte ihr das, finanziell unabhängig von ihrem Mann zu leben.
Bis 1953 verkündete eine Erinnerungstafel an der Schule: Hier in der früheren Pfarrschule studierte der große Stalin vom 1. September 1888 bis Juli 1894.
Kekes Eltern waren Glak und Melania Geladse. Keke hatte ihren Namen aber russifiziert und nannte sich Jekaterina Georgijewna Geladse geboren 1856 bei Gori.
Ein Einkommen von 10 Rubeln war sehr hoch. Die Verbannten erhielten einen Tagessatz von 17 Kopeken pro Tag, also 5 Rubeln im Monat und konnten sich davon noch ein Dienstmädchen leisten. Das Keke 10 Rubel als Waschfrau und Dienstmädchen verdiente, ist kaum glaubhaft.
In der Verbannung 1913 wurden Stalin und Swerdlow nach Turuchansk am Jenissej verbannt.
Der Polizeipräsident vonTuruchansk Iwan K ibirow war wie Stalin Ossete. Es scheint nicht unmöglich, dass Turuchansk deshalb als Stalins Verbannungsort ausgesucht worden war.
Die verschiedenen Verbannungsorte sagten Stalin aber nicht zu, bis er zusammen mit Swerdlow und dem Gendarmen Iwan Laletin nach Kureika immer noch in Turuchansk kam, wo er mit Swerdlow ein gemeinsames Haus bezog.
Ostern 1914 vertrieb er Swerdlow aus dem Haus und begründete stattdessen eine Wohngemeinschaft den Pereprygins, einer Familie, die sieben Waisenkinder in Obhut hatte.
Hier verführte er die erst dreizehnjährige Lidija Platonowna Pereprygina, die Tochter (oder das Pflegekind?) seines Hauswirts.
Als der Gendarm Laletin ihn in flagranti überraschte und von seinem Tun abhalten wollte, wurde er von Stalin mit dem Säbel bedroht, denn den Verbannten war erlaubt Waffen zu tragen. Der arme Gendarm hatte aber nur seine Fäuste zur Verfügung, um sich in Sicherheit zu bringen.
Aufgrund diesen Zwischenfalls wurde nun nicht etwa Stalin betraft, sondern der Gendarm Iwan Laletin. Wegen dessen Versetzung wandte sich Stalin nämlich an den Polizeipräsidenten von Turuchansk seinen Landsmann den Osseten Iwan Kibirow, der Laletin durch einen noch wohlgesonneneren Gendarmen ersetzte.
Stalin wurde nun nicht mehr gestört, scheinbar nahmen auch die (Pflege-)eltern keinen Anstoß und nach der ersten Totgeburt wurde Lidija erneut schwanger und von einem Sohn entbunden.
zitiert nach Rayfield 'Stalin und sein Henker', der viele Hinweise auf Stalins ossetische Herkunft zusammengetragen hat, in einer Fußnote aber meint, dass Stalins ossetische Herkunft nicht mehr besagt, als die walisische von Henry Tudor.

Kibir, Kebir im arabischen groß. Lale arabischen Mond?
In seiner 2005 im Primus Verlag erschienenen Stalinbiographie nennt Klaus Kellmann Stalins ossetische Herkunft, bezeichnet seinen selbstgefundenen Spitznamen Koba als aus dem türkischen stammend. Und sagt auch, das Stalin zuhause auch ossetisch sprach. Wobei er schreibt, dass ossetisch ein Dialekt des Georgischen ist. Jedoch ist ossetisch so wenig ein Dialekt des Georgischen wie das walisische ein Dialekt des Englischen ist oder das Elsässische ein Dialekt des Französischen.

Das Ossetische ist eine iranische Sprache und man könnte sie vielleicht auch einen Dialekt des iranischen nennen, wobei Farsi, die iranische Sprache der Perser und vielleicht auch Dari die iranische Sprache einiger Afghanen auch Worte aus dem türkischen und arabischen aufgenmmen haben. Aber mit dem Georgischen ist keine der iranischen Sprachen irgendwie verwandt.
Das könnte für Stalins Motivationen gleichgültig sein, wenn er sich mit Georgien identifizeirt hätte. Seine ganze Biographie lässt aber darauf schließen, dass er das nicht tat.

Warum ist die ossetische Herkunft von Stalin wichtig?

Während die Georgier sich von der russischen Oberherrschaft befreien wollten, war das bei den Osseten mitnichten der Fall. Die Osseten hatten sich freiwillig der russischen Herrschaft unterstellt und den russisch- orthodoxen Glauben angenommen. Sie sehen in den Georgiern ihre Feinde und in den Russen ihre Freunde.
Stalin, der in Gori, einer georgischen von vielen Nationalitäten bewohnten Kleinstadt (
Radzinsky) geboren wurde und aufgewachsen ist, sprach anders als seine Eltern vermutlich von früh an Georgisch und hatte keine Schwierigkeiten als Georgier zu gelten.
Ob seine Loyalität Georgien galt, sollte man aber in Frage stellen. Dass Stalin früh von der russischen Geheimpolizei der Ochrana angeworben wurde, ist seit langem bekannt und gut belegt ( Der junge Stalin von Edward Ellis Smith, München Droemer Knaur 1969).
Einen Georgier dafür zu gewinnen, wäre vermutlich für die Ochrana sehr schwierig gewesen. Ein Ossete, der Georgisch spricht, in den Georgiern aber seine natürlichen Feinde sieht, wäre dagegen gut geeignet, die georgischen Rebellen auszukundschaften, denen an der Abspaltung Georgiens von Russland liegt.

Angeblich wird Dsugajew, der sich georgisch Dschugaschwili nennt, 1899 wegen seiner Beteiligung an revolutionären Aktivitäten aus dem Priesterseminar in Tiflis ausgeschlossen. Seine Mutter erinnert sich daran aber nicht. So ist möglicherweise schon dieser frühe Ausschluss eine zur Legendenbildung gehörende Geschichte, die sehr davon lebt, dass Stalin für einen Georgier gehalten wird. Sogar Stalins Tochter Swetlana hielt ihren Vater für einen Georgier.
Die revolutionären Aktivitäten am Tiflisser Priesterseminar richteten sich damals nämlich nicht gegen den Kapitalismus sondern gegen die Russifizierung. Das war und ist aber ein georgisches Anliegen und kein ossetisches.
Auch heute noch will Südossetien, eine von Stalin geschaffene Autonome Region, in der vor Stalin kaum Osseten lebten, sich der Gemeinschaft unabhängiger Staaten GUS anschließen und das Gebiet von Georgien abtrennen.


An der Legende seiner georgischen Herkunft hielt Stalin fest

Seine noch lebenden Tochter Swetlana hält sich heute noch für eine Person georgischer Herkunft Martha Schad2005 in Cicero. Ihre amerikanische Tochter Olga lernte bei ihrem Aufenthalt Tbilissi sogar georgisch. Genau wie Stalins dritte Frau Rosa Moissejewna Kaganowitsch, die später spurlos verschwand. Nach Budu Swanidse 'Im engsten Kreis. Der unbekannte Stalin, dargestellt von seinem Neffen'

Budu Svanidze, der als Verwandter Stalins und dessen erster Frau Keke Svanidze ebenfalls Ossete gewesen sein muss, hielt sich in seinem ganzen Buch an seine Darstellung von Dschugaschwili und seiner Familie als Georgier. Auf Seite 125 behauptet Svanidze sogar er und Stalin gehörten zur abgelegenen, georgischen Sippe der Chews'uren über die
Gustav Radde 1878 eine Abhandlung geschrieben hat.

Die Erinnerungen von Budu Svanidze stammen aber vermutlich nicht von ihm sondern von dem Bolschewiken und ehemaligen Sozialrevolutionär Gregory Bessedovsky und geben so ehr wieder was man in der weiteren, aber nicht ganz weitern Entfernung von Stalin so wußte, oder meinte zu wissen und das war, was zu seiner Selbstdarstellung als Georgier passte.

Die Chews'uren und ihr Land von Gustav Radde 1878, Fischer, Cassel Über Bräuche der Chew'suren


Stalins erste Hochzeit

So muss man auch die Schilderung der ersten Hochzeit von Dschugaschwilis durch Budu Svanidze betrachten. Diese erste Ehefrau war nämlich keine armes Mädchen, wozu auch das einzig überlieferte Foto in Smith's Buch nicht passt. Es zeigt ein sehr elegante, gut gekleidete Frau, die absolut nicht nach einem Bauernmädchen aussieht.
Wie man heute von Donald Rayfield erfahren kann, war sie das auch nicht. Sie war Damenschneiderin, was ihre elegante Aufmachung erklärt und arbeitete für die Damen der russischen Garnison. Was ihr als Ossetin wohl anstand. Ihre Brüder konnten es sich leisten in Deutschland zu studieren.

Stalin als einsamer Mann

Von Stalins Familie war nie zu hören. Er galt als einsamer Mann, der nur eine zurückgezogen lebende Mutter hatte. Aber so war es nicht. Die Mutter, obwohl früh verwaist, hatte viele Verwandte, mit denen sie Kontakt hatte, wie Donald Rayfield in seinem Buch 'Stalin und seine Henker' beschreibt. Aber es waren ja vermutlich auch Osseten und mussten deshalb wohl als Verwandte Stalins das Licht der Öffentlichkeit scheuen.

Koba, Stalins selbst gewählter Spitzname

Stalins Spitzname Koba soll nach Rayfield aus Alexander Kasbegis georgischen Erzählung 'Die Vatermörderin' stammen. Alexander Kasbegi ist kein georgischer Name. Beg ist das gleiche Wort wie bey türkisch für Herr.


Es gibt ein Dorf Kasbegi und den Berg Kasbek im Nordkaukasus

Der Kasbegi-Paß führt von Georgien nach Wladikawkas. Kasbek war auch der Name einer ossetischen Literaturzeitschrift. Das macht wahrscheinlich, dass die Erzählung 'Die Vatermörderin' zur ossetischen Literatur gehört und der Held und Rächer Koba ein Ossete.

Auch die in Nordossetien lebenden Osseten, deren Hauptstadt einen russischen Namen trägt, nämlich Wladikawkas, russisch für Beherrsche den Kaukasus, identifizieren sich mit den Russen und werden von den anderen Völkern mit den Russen identifiziert. Die im gleichen Gebiet in und um Wladikawkas lebenden Inguschen wurden unter Stalin zugunsten der Osseten vertrieben.
Als sie 1957 nach Stalins Tod zurückkehren wollten, gab es schwere Unruhen, über die offiziell nicht berichtet wurde.
Der Kreml schritt mehrmals ein, immer auf Seiten der Osseten, die dadurch vermutlich nicht beliebter wurden.

Das Massaker von Beslan in Nordossetien

Vielleicht erklärt die Identifikation von Nordossetien mit Russland auch den den Angriff anderer Nationalitäten, auf das ossetische Beslan, dass leichter zu bewerkstelligen war, als ein Angriff auf andere russische Städte.
Andrea Strunk: Beslan, Requiem.Verlag Brendow, Moers 2005, 192 S., EUR 14,90
Spiegel Dossier: Beslan, Putins Ground Zero

In Nordossetien wurden die Hauptgasleitungen nach Georgien gekappt: Laut dpa sollen die Gasleitungen von Russland nach Georgien in Nordossetein gekappt worden sein: Moskau (dpa) - Nach der Unterbrechung einer Hauptstromleitung ist am frühen Donnerstag die Stromversorgung in der georgischen Hauptstadt Tiflis sowie im Osten des Kaukasus-Landes zusammengebrochen.
Die Situation in den betroffenen Regionen sei kritisch, weil die Bevölkerung nach der Explosion zweier Gaspipelines vom vergangenen Sonntag schon seit fünf Tagen nicht mehr mit Gas versorgt werde und das Thermometer im östlichen Teil des Landes auf minus sieben Grad gesunken sei, sagte ein Sprecher des georgischen Energieministeriums der Nachrichtenagentur Interfax. Noch sei unklar, wo die Stromleitung unterbrochen sei.
In der Nacht zum Sonntag hatten Unbekannte in der russischen Teilrepublik Nordossetien binnen 20 Minuten zwei Hauptgasleitungen nach Georgien in die Luft gesprengt. Nach Angaben des verantwortlichen russischen Gaskonzerns Gasprom sollen die Reparaturarbeiten am Freitag abgeschlossen werden.
Von dem freiwillig russisch gewordenen Wladikawkas aus, hatten die Russen die Eroberung des Kaukasus in Angriff genommen.
So schreibt
Klaus Helge Donath in der TAZ:
Die Osseten sind das einzige nordkaukasische Volk, das die russischen Kolonisatoren gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfolgreich vom Islam zum Christentum bekehrten. Heute sind nur noch 15 Prozent Muslime. Im Kaukasus gelten die Osseten als besonders treue Bundesgenossen Moskaus. Schon im Kommunismus sagte man ihnen nach, das sowjetischste aller Kaukasusvölker zu sein.
Das zahlt sich aus. Als einziges Föderationssubjekt in der Region verzeichnet die Republik ein bescheidenes Wirtschaftswachstum. Sie profitiert seit fast zehn Jahren von den Feldzügen in Tschetschenien, da sich der russische Militäraufmarsch auf ihrem Territorium konzentriert.
Ob sie wirklich bekehrt worden sind, ist die Frage, so schrieb Stalins angeblich so fromme Mutter ihm:
921 hatten die Vorfahren der Osseten, die Alanen schon mal zu einem christlichen Erzbistum gehört.
Im 16ten Jahrhundert begann der ossetische Adel sich zum Islam zu bekehren, was sich dann mehr oder weniger durchsetzte.
Erst im 19 Jahrhundert wurde dann von den meisten Osseten auch offiziell der russisch-orthodoxe Glaube übernommen, nicht das georgische autokephale Christentum!
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Wladikawkas, Hauptstadt von Nordossetien

Wladikawkas, trug zeitweilig den Namen Ordschonikidse, nach Sergo Ordschonikides und war eine frühe sozialdemokratische und nach 1903 bolschewistische Hochburg und Wirkungsfeld von Kirow.
Südossetien blieb bis 1922 vorwiegend menschewistisch (
Klaus Grobe-Hagel Rußlands Dritte Welt, Nationalitätenkonflikte und das Ende der Sowjetunion, Frankfurt 1992 (ISP Verlag).


Nordossetien

Zur Geschichte von Wladikawkas von Andrea Strunk
Der Premierminister von Südossetiens ist der russische Industrielle
Juri Morosow. Er war bis zu seiner Wahl Juli 2005 als Finanzdirektor der russischen Ölgesellschaft Kurskaja in Kurk
Morosow hießen auch der Schwiegersohn Stalins und sein Enkel Osja.
Juri Ionowitsch Morosow wurde 1949 in Sterlitamak in Baschkirien geboren und hatte Südossetien 2005 zum erstenmal besucht. Er wurde von Südossetiens Präsident Eduard Kokoity zum Premier vorgeschlagen und am 4. Juli 2005 vom regionalen Parlament in Zchinwali gewählt.
Morosow sieht die Anwerbung russischer Investoren als seine Hauptaufgabe und will Süd- und Nordossetien vereinigen. Bislang hat Georgien den Anspruch auf Südossetien, in das die Osseten erst unter Stalin massiv einwanderten, noch nicht aufgegeben.
Angeblich war Stalin von seinem Schwiegersohn Morosow nicht sehr begeistert, weil er statt eines jüdischen lieber einen russischen Schwiegersohn gehabt hätte. Für einen Georgier wäre diese Vorliebe für einen Russen schon sehr ungewöhnlich.
Stalin und die Juden.
Stalins Enkelsohn Jossif Morosow wurde Osja genannt.
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Obgleich Südossetien eine eigene Sprache hat, ist die Amtssprache russisch. Währung ist der russische Rubel. Die Einwohner Südossetiens sind von der Visumregelung Russlands ausgenommen, die für Georgier gilt. 90% der Einwohner haben die russische Staatsbürgerschaft angenommen. (Mehr bei Wikipedia
Südossetien)
Daraus scheint Russland den Anspruch abzuleiten, in Südossetien russische Bürger durch Militärinterventionen schützen zu dürfen. Zchinwali, die Stadt, die zu seiner Zeit Stalins Namen trug nämlich Staliniri, ist die heutige Hauptstadt von Südossetien. Zchinwali die Hauptstadt von Südossetien wurde nach Stalin genannt und nicht etwa das größere Tiflis oder Gori, seine Geburtsstadt.
Das Südossetische Autonome Gebiet wurde 1922 gegründet, nachdem Georgien 1921 durch die russische rote Armee besetzt worden war. Zchinwali liegt im Norden Georgiens im Großen Kaukasus am Ufer der Bolschaja Liachwi (georgisch Didi Liakhvi). Die Stadt hatte Im Januar 2005 33.724 Einwohner. Von1934 bis 1961 hieß die Stadt Staliniri.
Zchinwali wurde 1922 zur Stadt ernannt.1940 wurde sie an das georgische Eisenbahnnetz angeschlossen. Es ist ein regionales Industriezentrum mit Sägewerken, Lebensmittel-, Textil-, und Chemiefabriken. 1989 waren 74 % der Einwohner Osseten, 16 % Georgier und 9 % gehörten anderen Volksgruppen an. Inzwischen haben die meisten Georgier die Stadt vermutlich unfreiwillig verlassen, denn es bestehen starke Spannungen zwischen Georgiern und Osseten.
Im südossetischen Konflikt von 1990-1992 wurde Zchinwali stark beschädigt. Georgische und russische Truppen besetzten die Stadt. Es kam zu Kriegsverbrechen, Häuser wurden gebrandschatzt. Zchinwali war zeitweilig in einen ossetisch kontrollierten westlichen Teil und einen georgisch kontrollierten östlichen Teil gespalten.1994 wurde Zchinwali Sitz der Gemeinsamen Kontrollkommission der georgisch-ossetisch-russischen Friedentruppe unter Oberaufsicht der OSZE.

über
Südossetien bei www.caucaz.com
Was studiert man an der
Südossetischen Universität?

Ossip Mandelstam bezeichnete Stalin in seinen berühmsteten Gedicht 1933 geschriebenen Gedicht als Osseten. Das hat er nicht lange überlebt.


Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr,

Wir reden, dass uns auf zehn Schritt keiner hört,

Doch wo wir noch Sprechen vernehmen, –Betrifft's den Gebirgler im Kreml.

Seine Finger sind dick und, wie Würmer, so fett,

Und Zentnergewichte wiegts Wort, das er fällt,

Sein Schnauzbart lacht Fühler von Schaben,

Der Stiefelschaft glänzt so erhaben.

Schmalnackige Führerbrut geht bei ihm um,

Mit dienstbaren Halbmenschen spielt er herum,

Die pfeifen, miaun oder jammern.

Er allein schlägt den Takt mit dem Hammer.

Befehle zertrampeln mit Hufeisenschlag:

In den Leib, in die Stirn, in die Augen, – ins Grab.

Wie Himbeeren schmeckt ihm das Töten –

Und breit schwillt die Brust des Osseten.
Wie sein berühmter Gegenspieler

ließ Stalin sich gerne Woschd also Führer nennen.


Warum ist das Gedicht so wichtig?

Es zeigt, dass es Stalin nicht gelungen war, die Informationen über seine Vergangenheit vollständig zu unterdrücken. Ossip Mandelstam gehörte nicht zum inneren Kreis der Bolschewiki, war aber mit Larissa Reisner zusammengewesen, der späteren Frau von Karl Radek und hielt mit ihr noch lange Kontakt.
Wenn er wusste, dass Stalin Ossete war, müssen es viele gewusst haben.
So dass Stalin viele Ausschalten musste und zwar besonders viele ihm relativ nahestehende Menschen, wie Rosenfeld, der seine Familie kannte, geschwätzige Familienangehörige wie seine Schwägerin Anna Redens, als sie anfing ihre Erinnerungen aufzuzeichnen.
Als Swetlana ihn darauf ansprach, äußerte er bezeichnenderweise: "Sie wusste zuviel." Wie wahr. Das kann man von Swetlana nicht sagen. Sie hält ihren Papa für einen Georgier und Kommunisten.
Aber Stalin besuchte in Gori nicht die staatliche Schule für georgische Kinder sondern ab dem 1. September 1888, als er 8 Jahre alt war, die Pfarrschule, in der auf Russisch unterrichtet wurde (1890 wurden die georgischen Lehrer durch russische ersetzt) und an der noch bis 1953 ein Schild angebracht war, auf dem darüber berichtet wurde.

Arsen Borissowitsch Kozojew

Der einzige mir biographisch bekannte ossetische Dichter Arsen Borissowitsch Kozojew führte im Vergleich zu anderen Poeten der Stalinzeit ein idyllisches Leben, das 1944 mit seinem natürlichen Ende in Ordschonikidse (heute Wladikawkas) endete. Weder Verhaftung noch Verbannung sind bekannt.
Kozojew veröffentlichte unter anderem in der ossetischen Zeitschrift Kasbek. Auch Rosenfeld, der in Tiflis zur Schule gegangen war und später als Kamenew eines der ersten Opfer der Moskauer Schauprozesse wurde, kannte Dschugaschwili noch aus dem Kaukasus und teilte mit ihm eine lange Vergangenheit. Rosenfeld kannte auch Dschugaschwilis erste Frau und somit dessen und deren ossetische Familie.

Auch Abel Jenukidse fiel den Säuberungen zum Opfer

Dschugaschwili und und seine erste Frau waren verwandt. Budu Svanidze Stalins angeblicher Neffe, war mit beiden verwandt. Um seinen Sohn Jakob aus erster Ehe kümmerte Stalin sich nicht. Er ließ ihn bei Verwandten in Tiflis. Und wollte nichts mit ihm zu tun haben.
Als seine zweite Frau Nadeschda Allilujewna ihn zu sich nahm, konnte sie keinen Zugang zu ihm finden. Sie beklagte sich über das verschwiegene, verschüchterte Benehmen des Jungen, der nichts sagte. (In 'Stalins Tochter' von Martha Schad. 2004 bei Lübbe, Bergisch Gladbach)
Vielleicht war ihm eingeschärft worden, nichts zu erzählen, ohne dass der Junge sich selbst einen Reim darauf machen konnte, was er sagen oder nicht sagen durfte.
Donald Rayfield berichtet, dass Stalin mit diesem Sohn der bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr kein russisch sprach, nie georgisch gesprochen habe. Dafür gibt es zwei Erklärungen. Stalin lehnte die georgische Sprache so ab, dass er das einfach nicht wollte oder der Sohn sprach gar kein georgisch. In 'Stalins Tochter' von Martha Schad. 2004 bei Lübbe, Bergisch Gladbach

Wer sind die Osseten?

Die heute noch im Nordkaukasus lebenden Osseten sind sprachlich, kulturell und ethnisch die
Nachfahren Nachfahren der sarmatischen
Alanen und das einzige Überbleibsel der einst so zahlreichen Nordiraner. Sie sprechen das Neusarmatische, eine iranische Sprache.

Wie stehen die Osseten zu Russen und Georgiern?

Die Osseten stehen ehr auf Seite der Russen. Sie schreiben ihre Sprachen in kyrillischer Schrift und die Südosseten wollen sich lieber Russland anschließen als bei Georgien bleiben. Was die Nordosseten schon geschafft haben.
Südossetien heute aus
Freitag 2003
Interview mit dem
Südossetischen Präsidenten Eduard Kokoiti im Eurasienmagazin
Andrea Strunk über Beslan ein Jahr danach
Über das Verhältnis zwischen Georgien und Russland aus Sicht der Georgierin Mariam Mtschedlidse

Digora

In dieser Stadt in Nordossetien wird Stalin noch immer verehrt und es wurde auch ein neues Denkmal enthüllt (Karl Grobe).


Das georgische an Stalins georgischen 'Freunden' verdient auch nähere Betrachtung:

Beria

Beria Stalin letzter Geheimdienstchef (seit 1938 Chef des NKWD) war vermutlich ein in Abchasien geborener Mingrelier. In Mingrelien hat Bertha von Suttner auf Einladung von Ekaterina Dadiani bei deren Sohn Fürst Nikolaus eine Zeit verbracht. Aus Not fingen sie und Arthur von Sutter dort an zu schreiben und begründeten ihre Karrieren als Schriftsteller.
Bei den Georgiern sind die russophilen Mingrelier nicht sehr beliebt. So putschten sie gegen
Swiad Gamsachuria ihren en ersten gewählten Präsidenten nach der erneuten Ablösung von der Sowjetunion, der Mingrelier war.
Auch die Mingrelier sind russophiler als die Georgier. Bertha von Suttner besuchte die ehemalige Fürstin von Mingrelien, um sie um Hilfe bei der Anstellung ihres Mannes am russischen Hof zu erlangen.
Über Bertha von Suttners Jahre im Kaukasus gibt es ein Buch von Maria Enichlmair:
Abenteurerin Bertha von Suttner. Die unbekannten Georgien-Jahre 1876 bis 1885

Sergo Ordschonikidse

Sergo Ordschonikidse, dessen Namen die nordossetische Hauptstadt Wladikawkas zeitweise trug, hieß auch nicht Sergo sondern Grigorij Konstantinowitsch, einen für einen Georgier ungewöhnlichen Namen, nicht so für einen russifizierten Osseten.
Im Herbst 1909 wurde Ordschonikids von der RSDPR, der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Baku nach Persien geschickt, um die Iranisch Revolution von 1905-1911 zu unterstützen. In Persien wird Farsi gesprochen, wie das Ossetische eine iranische Sprache.
Die andere kaukasische Ethnie, die eine iranische Sprache spricht die 'Berg'juden, die das Tat sprechen. Die Kaukasischen Juden, die aus Persien einwanderten, haben die Sprache vermutlich von da mitgebracht.
Georgier sprechen dagegen eine Sprache, die mit dem persischen nichts gemeinsam hat.

http://www.dobrudscha.de/dostalin.htm

1 comment:

Iris | Alamsed Erfahrungen said...

schöner blog! und wirklich wertvolle infos. Danke