Reisetagebuch: Der Kaukasus
(Das russische Transkaukasien)
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Ich war noch ein Kind, als von euch ich schied,
Ihr südlichen Berge. Doch wer euch gekannt,
Behält euch im Herzen, so wie ein Lied,
Ein Lied von der Heimat, vom Vaterland,
Mein Kaukasus, du meine Liebe.
Ein Kind war ich, als ich die Mutter verlor,
Doch klingt mir noch heute, wenn der Abend naht,
Der Widerhall ihrer Stimme im Ohr,
Als rufe mich zu deiner Gipfel Grat
Mein Kaukasus, du meine Liebe.
Ihr Felsen, ihr Schluchten, wie glücklich ich war
Mit euch, und ich sehne mich nun zurück
Nach jenem göttlichen Augenpaar,
Nach ihrem mein Herz beglückenden Blick...
Mein Kaukasus, du meine Liebe.
Michael Lermontow (1814-1841) 1830
unter dem Titel „Mein Kaukasus“
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Ich habe die Georgische Heerstraße erlebt.
Das ist keine Straße, sondern Poesie,
eine wunderbare, phantastische Erzählung,
geschrieben von einem Dämon und gewidmet Thamar ...
Irgendwo am Gudaur oder am Darjal zu leben
und keine Märchen zu schreiben
ist eine Schweinerei!
Anton Tschechow (1860-1904)
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Der Ort, am Fuße des von Mythen umwobenen höchsten Bergs von Georgien, dem Kasbek, gelegen, wurde berühmt durch einen der bekanntesten Schriftsteller Georgiens, Alexander Kasbegi (1848-1893). Sein Denkmal und Geburtshaus (heute Heimatmuseum) stehen im Zentrum des Ortes. Der wichtigste Schatz, neben vielen Zeugnissen von Alexander Kasbegi, sind Silberbecher, bronzene Tier- und Menschenstatuen aus dem 4. und 5. Jh., die die Bedeutung des Ortes an der Georgischen Heerstraße belegen.
Der Ort verdankt seinen Namen wohl nicht dem Kasbek (georgisch: Mkinwarzweri = Eisgipfel), sondern der ursprüngliche Name Stepanzminda wurde mit dem Bau der Straße auf den Bewacher der Heerstraße, einem Kasibeg Tschopikaschwili, umbenannt. Dieser erhielt für seine Verdienste um den Straßenbau, vor allem in der Darjal-Schlucht, den Adelstitel. Die Nachfahren nahmen daraufhin den Namen Kasbegi an. Alexander Kasbegi war der Sohn dieses Mannes.
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Hoch über deiner Brüder Chor,
Kasbek, strebt stolz dein Zelt empor
Und strahlt, im ewigen Eise flimmernd,
Weiß hinter Wolkenschleiern schimmernd,
Schwebt Noahs Arche gleich im Raum
Dein altes Kloster, sichtbar kaum.
Du ferner, heißersehnter Ort,
könnt ich aus enger Schlucht aufsteigen
Zu dir, und fänd´ der Freiheit Hort,
Den Frieden in der Zelle Schweigen,
Gott nah hoch über Wolken dort!
Alexander Puschkin (1799-1837)
Puschkin schrieb dieses Gedicht
auf seiner Reise nach Erzurum 1829
(Aleksandr Puškin, Die Reise nach Arzrum
während des Feldzugs im Jahre 1829.
Nachdruck Friedenauer Presse Berlin 1998)
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