Monday, June 08, 2009

FORSCHUNG: Die Ehre der Frau - die Ehre des Mannes. Ehrvorstellungen in Georgien. Von Elke Kamm (journal-ethnologie.de)

Käseherstellung. Foto: E. Kamm

Ein interessanter Artikel über die Ehrvorstellungen in Georgien. Dabei wird gezeigt, wie die Geschlechter zueinander stehen und daraufhin die Familienstruktur immer wieder generiert wird. Wesentlich ist, dass der Individualismus nicht den Stellenwert hat, dem er in der westlichen Welt zuerkannt wird:
Jeder Einzelne ist dazu angehalten, sich entsprechend den gesellschaftlich-sozialen Ehrvorstellungen zu verhalten. Das „richtige“ Verhalten der Individuen gewährleistet Stabilität und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Gruppe.

Dabei ist gerade der Ehrbegriff die soziale Kontrolle schlechthin, auf ihn beruht die Regel des Zusammenlebens in Georgien. Das hatte sich auch zu Sowjetzeiten erhalten - vor allem im Haus und in der Familie lebten die Traditionen fort, die natürlich respektiert werden, da sich das Überleben der georgischen Kultur auf diese Tradition beruft.

Interessant sind auch die Rollenverteilungen. Die Frau ist die Trägerin der Kultur, der Mann tritt für die Gerechtigkeit ein. Wie es sich mit dem Sexualleben, der Hochzeit und dem Leben in der Ehe verhält wird auch beschrieben bzw. angerissen.

Meistens wurden und werden die Kinder heute noch traditionell erzogen, da die Georgier in der Wahrung der alten Normen und Werte die einzige Möglichkeit sahen und sehen, sich gegen die Fremdherrschaften zu wehren. Obwohl die Georgier das Epos ihres berühmten Dichters Šot´a Rust´aveli in Teilen auswendig aufsagen können und diese folgenden Zeilen verinnerlicht haben: „Die Welpen eines Löwen – egal welchen Geschlechts – seien Löwen“, werden dennoch unterschiedliche geschlechtsspezifische Erziehungsstile praktiziert. Die Mädchen werden stärker überwacht und dazu angehalten, häusliche Tätigkeiten zu übernehmen, während die Jungen größere Freiheiten genießen und die Tätigkeiten des Vaters nachahmen.

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Weiterführende Literatur
Dragadze, Tamara (1988): Rural Families in Soviet Georgia. A Case Study in Ratcha Province. London, New York: Routledge
Dragadze, Tamara (1997): The Sexual Division of Domestic Space among Two Soviet Minorities: The Georgians and the Tadjiks. In: Ardener. Woman and Space: Ground Rules and Social Maps. Oxford, New York: Berg. S. 156 - 164
Herzfeld, Michael (1980): Honour and Shame: Problems in the Comparative Analysis of Moral Systems. In: Man, New Series (15). S. 339–351
Koehler, Jan (2000): Die Zeit der Jungs: Zur Organisaton von Gewalt und der Austragung von Konflikten in Georgien. Münster: LIT
Kotthoff, Helga (1980): Der Recke im Pantherfell und das Veilchen im Moose? Geschlechterrollen in Georgien. In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, 3/1990. Wien. S. 40-46
Peristiany, John G. (Hg.) (1966): Honour and Shame. The Values of Mediterranean Society. Chicago: The University of Chicago Press

Zur Autorin
Elke Kamm, M. A., Ethnologin. Magisterarbeit zum Thema „Die Ehre der Frau – Annäherung an ein Geschlechterverhältnis in Georgien und der Türkei“. Seit 2001 jährliche Reisen nach Georgien. 2003: Studium an der Staatlichen Universität Tbilisi (TSU). Ab 2009 Forschungsprojekt zu

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