Monday, September 24, 2012

VERANSTALTUNG: Lange Armenien - Filmnacht im Thalia Dresden am 24.09.2012 (kulturaktiv.org)


“Frozen” | Die Dokumentation “frozen” berichtet über ein türkisch-armenisch-kurdisches Kunstprojekt

Mit einer langen Filmnacht zum Kaukasusland Armenien am 24.09. im Kino Thalia in Dresden eröffnet der Kultur Aktiv seine cineastischen Präsentationen zum 10-jährigen Jubiläum des Vereins. Unter der Kuration von Uwe Penckert werden folgende Filme zu sehen sein: “Armenische Fragmente” (DE 2009, Holger Wendland), “Being a citizen” (AM 2012, Arévik Martirossian), “Der Kreis des Schweigens” (DE 2012, Elena Pagel & JUR art group) und “Frozen” (DE 2012, Harald Schluttig). Ein spannender und authenitscher Einblick!

Im Anschluss an die Filme haben die Gäste die Möglichkeit, mit den Regisseuren Holger Wendland, Elena Pagel und Harald Schluttig zu diskutieren. Anwesend sein wird auch Mary Rudolph, welche die Hauptrolle bei “Der Kreis des Schweigens” spielt und als junge Armenierin in Deutschland, sowohl mit Innen- als auch Außenperspektive auf ihr Herkunftsland blickt. Moderation: Uwe Penckert (angefragt). Eintritt: 5 Euro.

20:30 Uhr “Armenische Fragmente” (DE 2009, Holger Wendland, 38 Min., Dt.)

21:30 Uhr “Being a citizen” (AM 2012, Arévik Martirossian, 31 Min., arm. m. engl. UT)

22:30 Uhr “Der Kreis des Schweigens” (DE 2012, Elena Pagel & JUR art group, 18 Min., arm.)

23:00 Uhr ”Frozen” (DE 2012, Harald Schluttig, 24 Min., arm. m. engl. UT)

Hinweis: Die Filme “Being a citizen” und “Frozen” besitzen keine Untertitel in deutsch, sondern in englisch. Wir bitten um Verständnis!

Informationen zu den Filmen:

Armenische Fragmente
– Eine musikalische Reise durch Armenien und Nagorny Karabach | Ein Reisetagebuch durch Armenien: Von Eriwan aus führt der Weg zum Kloster Nora Vank, wo das Harout Chkloyan – Trio traditionelle Duduk-Musik auf höchstem Niveau spielt. Er streift das Kloster Tatev, wo Pater Mikhael von der Verbindung des armenischen Christentums mit der sakralen und traditionellen Musiktradition spricht. Weitere Stationen sind der Sevansee und das Kloster Geghard, der Ort der “heiligen Lanze”, die einst der Apostel Thaddäus ins Land gebracht hat. Hier werden uralte Zeremonien wie die Festopferschächtung noch vollzogen. Die aktuelle Situation des Krisenherdes Nagorny Karabach – Brennpunkt der armenischen und aserbaidschanischen Politik – wird in der Provinzhauptstadt Schuscha zum Thema, dort tritt der Wahnsinn des Krieges, Ossip Mandelstam schrieb davon schon in den 1930er Jahren, offen zu Tage. Im Kloster Ganzasar schließlich ist der Nationalchor von Nagorny Karabach zu hören, mit Interpretationen des armenischen Komponisten Komitas Vardapet. (Text Dokfilmfestival Leipzig)

Being a citizen
| An Entscheidungsfindungen teilnehmen, die das eigene Leben betreffen, sich eine eigene Meinung bilden, sich selbst organisieren und Rechte erkämpfen – darum geht es im Film „Being a citizen“. Seit ein paar Jahren schaffen Aktivisten-Gruppen, Bürgerinitiativen und -bewegungen eine qualitativ neue Gesellschaft in Armenien. Sie fordern zunehmend die Rechte ein, die ihnen laut Verfassung zumindest auf dem Papier schon längst zustehen. Während das vorherrschende Meinungsklima auf Intransparenz, Gewalt und Hierarchie aufgebaut ist, entstehen so neue und offene kulturelle Orte und Diskurse. Streitbare und erfolgreiche Kampagnen wie „Schutz der Rechte von vorübergehend Arbeitslosen“ (auch bekannt als „Stoppt die Kürzung des Mutterschutzes“), „Die Armee, in Realität“, „Rettet das open-air Kino Moskau“, „Schutz der Rechte der Taxifahrer“, „Rettet den Trchkan-Wasserfall“ und andere inspirieren zu weiterer politischer Aktion und Zivilcourage. Der Film zeigt, dass es sich lohnt, ein aktiver Bürger zu sein, anstatt passiv darauf zu warten, dass irgendein Retter alle Probleme lösen wird. (Arévik Martirossian)

"Der Kreis des Schweigens"
- Die Geschichte einer Frau in der armenischen Provinz. | Die Idee zum Film wurde unter dem Eindruck von Erzählungen, Gedanken und Gefühlen von Frauen aus Gyumri (Armenien) geboren. Gyumri ist eine der ältesten Städte Armeniens, Ort der Traditionen und Geschichte. Im heutigen Armenien, wo bis heute die sogenannte Manneskraft regiert, werden Frauen von Geburt an zur Unterwürfigkeit dem Mann gegenüber erzogen. Sie sollen im Mann ihren Herren und Besitzer sehen. Trotzdem genießen Frauen schon über Jahrhunderte hinweg Respekt und Anerkennung. Streben sie jedoch nach Unabhängigkeit, so wird dies als unmoralisch und als Akt des Ungehorsams gesehen. Beziehungen, wie Mann – Frau, Bruder – Schwester und Vater – Tochter sind bis heute patriarchal geprägt. In ihnen bestimmt der Mann die Wahlmöglichkeiten der Frau. Im Patriarchat hat alles seine Ordnung: da die Frau schwach und unvollendet ist, muss der Mann sich ihrer annehmen und für sie sorgen. Dafür muss sie ihm dienen und gehorchen, ihn als ihren Herren anbeten. Sexuelle Probleme in einer solchen Gesellschaft zu thematisieren und zu benennen, wird als unmoralisch und unsittlich angesehen. Keine wohl erzogene Frau wird über ihre sexuellen Wünsche und Probleme sprechen, auch nicht innerhalb ihrer Familie und ihrem Mann gegenüber. Der Mann in Gyumri ist sich seines sexuellen Erfolges und seiner sexuellen Tadellosigkeit sicher, so dass er jegliche Initiative seitens der Frau als Anzeichen von Ungehorsam wahrnimmt, welches nur ihre Perversität zeigt. In der Gesellschaft wird darüber nicht gesprochen, vor allem auch deshalb, weil die Frauen schweigen. Der Kreis des Schweigens ist gezeichnet. Die Frau unterstützt den Mann, sich als Herr und Besitzer zu fühlen. Der Mann erfährt von Kindheit an, dass diese Form der Beziehung richtig ist. Er lernt die gegebenen Stereotype zu akzeptieren. (Elena Pagel)

“Frozen”
| Die Dokumentation “frozen” berichtet über ein türkisch-armenisch-kurdisches Kunstprojekt, das sich mit den Problemen in der Grenzregion Armenien-Türkei beschäftigt. Gemeinsam haben türkische, armenische und kurdische Künstler 2011 drei Wochen lang in der jeweilig anderen Region künstlerisch gearbeitet. Die Dokumentation berichtet über die Aktionen der Künstler in Gyumri und Kars und lässt die Künstler selbst zu Wort kommen. Das Projekt entstand im Zusammenhang mit der politisch motivierten Zerstörung eines Friedensdenkmals in Kars 2011. Gemeinsam haben sich türkische, armenische und kurdische Künstler aus der Grenzregion zusammengefunden, um die Situation in der Grenzregion und die damit verbundenen Probleme im Umgang mit den Minderheiten in der Türkei kritisch zu reflektieren. Unter der Leitung der Organisationen “Koza Visual” (Istanbul) und “5th Floor” (Gyumri) wurde ein dreiwöchiges Kunstprojekt iniziert und durchgeführt. Die türkischen und kurdischen Künstler arbeiteten in dieser Zeit in Gyumri, die armenischen in Kars. Beide Städte liegen unmittelbar in der jeweiligen Grenzregion und haben eine lange zum Teil gemeinsame Geschichte. Mit ihren Aktionen und Workshops machen die Künstler auf die enge Verbindung aber auch auf die aktuellen Spannungen in der Region aufmerksam. Gabriele und Harald Schluttig aus Dresden haben dieses Kunstprojekt in beiden Städten dokumentarisch begleitet. Seit 2008 sind sie mit der armenischen Künstlergruppe 5th floor kooperativ verbunden. Die filmische Dokumentation gibt den Künstlern breiten Raum für die Selbstdarstellung ihrer künstlerischen und gesellschaftlichen Anliegen. Der Entstehungsprozess und einzelne Ergebnisse der Arbeit werden in einem organischen Wechsel zwischen den Künstlern und den beiden Städten sichtbar gemacht. Der Betrachter gewinnt ein subjektives, vielschichtiges Bild dieses Projektes, seiner Akteure und dieser zugleich reizvollen wie auch spannungsgeladenen Region am Rande Europas. (Harald Schluttig)

Bedanken möchten wir uns sehr herzlich bei der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, die das Vorhaben fördert.

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