Thursday, September 20, 2012

VIDEO: Entsetzen im Europarat über Folter in Georgien. Silvia Stöber (ARD-aktuell) zu den Protesten gegen Folter in Georgien (ard.de)

ARD-Logo(tagesschau.de) Nach der Veröffentlichung von Videoaufnahmen mutmaßlicher Misshandlungen in georgischen Gefängnissen durch Wärter hat der Europarat Sanktionen gefordert. Die Verantwortlichen auf allen Ebenen müssten identifiziert und bestraft werden, erklärte der Vorsitzende der Parlamentarier-Versammlung des Europarats, Jean Claude Mignon. Er sei "schockiert und bestürzt" gewesen, als er die fraglichen Aufnahmen gesehen habe, fügte der französische Konservative hinzu. Solche "grauenvollen" Taten in einem Mitgliedsland des Europarats seien unerträglich.

Mignon forderte die Regierung in Tiflis auf, den Empfehlungen des europäischen Anti-Folter-Komitees nachzukommen. In diesem Komitee, einer Einrichtung des Europarats, sind Juristen, Ärzte und Strafvollzugsexperten vertreten. Sie überprüfen die Haftbedingungen in Strafvollzugsanstalten, Polizeiwachen und geschlossenen psychiatrischen Anstalten.

Aufklärung gefordert

Bei einer Inspektionsreise im Februar 2012 hatten Mitglieder des Komitees erfahren, dass im Gefängnis von Tiflis ein Häftling an schweren Kopfverletzungen gestorben war. Die Experten forderten die georgische Regierung damals auf, diesen Fall aufzuklären und allen Beschwerden über Misshandlungen in Strafvollzugsanstalten systematisch nachzugehen. Vor allem müsse sichergestellt werden, dass die Betroffenen "sofort von einem unabhängigen Arzt" untersucht werden. Gegebenenfalls müsse dieser die Strafverfolgungsbehörden einschalten.

Wärter werden durch Polizeibeamte ersetzt

Präsident Michail Saakaschwili versprach in einer ersten Reaktion, alle Täter zur Rechenschaft zu ziehen und das Gefängnispersonal komplett auszuwechseln. "Jeder, der das geplant und ausgeführt hat, verdient die strengste Strafe", betonte er. In sämtlichen georgischen Gefängnissen würden Hunderte Wärter vorübergehend freigestellt und umgehend durch Polizeibeamte ersetzt. Die Haftanstalten des Landes hätten einen "systemischen Ausfall" erlitten, sagte Saakaschwili.

Brutale Gewalt gegen Häftlinge

Der oppositionelle Sender TV9 hatte am Dienstag Videoaufnahmen verbreitet, die unter anderem einen männlichen Häftling in einem Gefängnis der Hauptstadt Tiflis zeigen, der weinend um Gnade bittet. Dann wird er offenbar mit einem Stock vergewaltigt. Ein vom Innenministerium verbreitetes Video zeigte zudem, wie ein Häftling von Wärtern brutal getreten wird. Im Zuge des Skandals trat am Mittwoch der für Haftangelegenheiten zuständige Minister des Landes zurück.

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