Saturday, June 09, 2012

RALLYE: In alten Karossen nach Baku. Von Tobias Flegel (swp.de)

(swp.de) Göppingen. Sie sind ohne einen Preis von der Allgäu-Orient-Rallye zurückgekehrt. Das ärgert die sechs Männer aus dem Kreis nicht: Die Fahrt von Oberstaufen nach Baku hat sie mit vielen neuen Eindrücken belohnt.

Patrik Scheifele fällt es schwer, das Erlebte in Worte zu fassen. "Wir bewegten uns 14 Tage wie im Film", sagt er. Es seien zwei Wochen voller neuer Eindrücke gewesen. Viele Szenen der abenteuerlichen Reise habe er in Fotos festgehalten. Einige der Erfahrungen wird der 25-Jährige wohl sein Leben lang nicht mehr vergessen.

Scheifele und seine fünf Begleiter sind im Mai von der Allgäu-Orient-Rallye zurückgekehrt. Die sechs Männer aus dem Kreis Göppingen waren eines von insgesamt 108 Teams, das Ende April von Oberstaufen nach Baku in Aserbaidschan aufgebrach. Sämtliche Teilnehmer starteten in gebrauchten Fahrzeugen oder auf alten Motorrädern und erfüllten damit eine wichtige Vorschrift der Veranstalter. Die Organisatoren verlangten außerdem, dass die Teams ihre Reise dokumentieren und unterwegs mehrere Aufgaben erledigen.

Zwei dieser Tests zählen zu Patrik Scheifeles schönsten Erlebnissen. In Istanbul sollten die Teams durch die Stadt um die Wette fahren. "Die Strecke führte vom Platz vor der blauen Moschee zur Ablegestelle der Fähre nach Asien am Bosporus", berichtet Scheifele. Die Polizei habe den Weg zwar an Kreuzungen und Ampeln abgesperrt, doch sonst habe normaler Betrieb auf den Straßen der türkischen Metropole geherrscht. Die andere Herausforderung wartete in der Türkei auf die Teams. Im Osten des Landes sollten die Teams so schnell es geht rund 40 Kilometer querfeldein fahren. "Es war Rallye durch Matsch und Dreck", sagt Scheifele. Bilder auf Schildern hätten den Fahrern und ihren Begleitern den Weg durch das Gelände gezeigt.

Trotz der Strapazen für Menschen und Fahrzeuge blieb das Team aus Göppingen von bösen Überraschungen weitgehend verschont. Nur eine schwere Panne hielt die sechs Männer mehrere Stunden in der Türkei auf. "Eine Benzinpumpe hatte sich festgefressen", erzählt Scheifele. Er und seine Begleiter bemerkten den Defekt aber nicht sofort, weil eine andere Pumpe noch funktionierte. "Unsere Mercedes-Kombis haben jeweils zwei davon", erklärt Scheifele.

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Als der Schaden auffiel, tauschte das Team zweimal die mögliche Schwachstelle aus. Vergebens - immer wieder brannten Kabel durch. Mit einem der drei anderen Autos schleppten die Männer das kaputte Fahrzeug rund 40 Kilometer durch die spärlich besiedelte Gegend zu einer Werkstatt. Dort halfen fünf Einheimische dem Mechaniker des Teams, Jonas Scheifele, das Problem zu lösen. "Sie bauten die Pumpe aus und tauschten das Innenleben", berichtet Jonas Bruder Patrik. Erst in der Nacht habe das Team seine Fahrt fortgesetzt.

Neben der erfolgreichen Teilnahme haben die sechs Männer aus dem Kreis ein weiteres wichtiges Ziel erreicht. Fast alle gehören dem lokalen Zirkel "Round Table Göppingen" an und wählten den Namen auch für ihr Team. Der örtliche Zusammenschluss ist Teil eines weltweiten Netzwerks von Gleichgesinnten, dessen Mitglieder sich gegenseitig durch ihre Erfahrungen und Kontakte helfen. Ähnlich dem Rotary oder Lions Club setzen sich die "Round Tables" zudem für soziale Zwecke ein. Für die Grundsätze der runden Tische wollten Patrik Scheifele und seine Gefährten bei ihrer Reise werben. Außerdem haben sie sich mit Mitgliedern anderer runder Tische in Rumänien, der Türkei und in Georgien getroffen. Vielleicht haben sie die Treffen jene Zeit gekostet, die zu einem Sieg fehlte. "Wir kamen etwa im ersten Drittel der Teilnehmer in Baku an", berichtet Ralf Scheifele.

Die Allgäu-Orient-Rallye belohnt die Teilnehmer mit Erlebnissen. Eine beeindruckende Erfahrung war für Patrik Scheifele die Wüste Jordaniens. In das Nachbarland hatten die Veranstalter die Teilnehmer nach ihrer Ankunft in Aserbaidschan zur Siegerehrung ausgeflogen. Drei Tage blieb das Team aus dem Kreis Göppingen dort, bevor es heim reiste.

Patrik Scheifeles Tatendrang ist vorerst gestillt. "Grundsätzlich würde ich wieder eine Rallye machen - vor allem, wenn die Strecke durch die Wüste führt", sagt er. Doch die fast einjährige Vorbereitung will Scheifele in diesem Jahr nicht mehr auf sich nehmen.

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