(oe1.orf.at) Der Kampf gegen Korruption in Georgien zieht sich bis nach Österreich. Nachdem ein Arzt die Arbeitsbedingungen im georgischen Chiatura Hospital kritisiert hatte, wurde er fristlos entlassen. Das Krankenhaus gehört der Wiener Versicherungsgruppe Vienna Insurance Group.
Krankenschwestern nicht bezahlt
In Georgien sind viele Spitäler in privater Hand. Kontrolliert werden diese Spitäler routinemäßig von der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International. Sie überprüft, ob das System der privaten Krankenhäuser funktioniert oder nicht. Eines dieser privaten Spitäler ist das Chiatura Hospital. Beim vergangenen Kontrollbesuch von Transpareny International versicherte das Management, dass alles bestens laufe.
Doch einer der Ärzte des Krankenhauses sieht das ganz anders, berichtet Mathias Huter von Transparency Georgien. "Die Krankenschwestern haben über Monate kein Gehalt bekommen und der Arzt selbst hat über eine lange Zeit hinweg ohne schriftlichen Vertrag gearbeitet und das für ein Gehalt von weniger als 80 Euro", sagt Huter.
Außerdem habe er in seinem privaten Büro ein Bettenlager aufgebaut, weil es zu wenig Betten gebe. Nach diesen Aussagen im Interview wurde der Arzt entlassen, sagt Huter. Das Arbeitsverhältnis wurde ohne Begründung beendet.
Eigentümer Vienna Insurance Group
Das Spital in Georgien gehört über verschiedene Tochterunternehmen der Vienna Insurance Group. Diese sollte dafür sorgen, dass die Mitarbeiter in ihrem Tochterunternehmen fair und angemessen entlohnt werden, fordert Huter. Und, dass es angemessene Arbeitsverträge geben soll - auch für den entlassenen Arzt. "Es ist wichtig, dass die notwendigen Schritte eingeleitet werden, um zu garantieren, dass sowohl die Patienten als auch die Mitarbeiter gut behandelt werden," fordert Huter.
Korruption im Krankenhaus
Bei der Vienna Insurance Group weist man die Kritik zurück. Die laufende Evaluation führe dazu, dass man sich von Mitarbeitern aus verschiedensten Bereichen trennen musste, heißt es wörtlich in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Ö1. Allerdings seien hier ausschließlich Qualitätsaspekte und Leistungsbereitschaft maßgeblich und das sei auch im konkreten Fall so gewesen.
Im Übrigen habe die Vienna Insurance Group in Georgien rund 60 Spitäler errichtet und auf modernsten Stand gebracht. Bei Transparency will man das nicht gelten lassen.
Problematisch sei der Fall auch vor allem deswegen, weil die Gefahr für Korruption hier hoch sehr sei. "Wenn Spitalsangestellte nicht entlohnt werden, dann ist das Risiko sehr groß, dass es sehr schnell zu Korruption kommt. Dann stecken Patienten dem Arzt Trinkgeld oder Schmiergeld zu, um sicherzustellen, auch wirklich behandelt zu werden, " sagt Huter. Zu Frage der nicht bezahlten Gehälter wollte die Vienna Insurance Group keine Stellungnahme abgeben.
01.06.2012
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