Tuesday, June 05, 2012

ZEITSCHRIFT: osteuropa - Im Profil Stalin, der Stalinismus und die Gewalt (osteuropa.dgo-online.org)

Osteuropa

Ulrich Heyden: Gefährliche Ignoranz. Strukturmängel in der Osteuropa-Berichterstattung

Alexander Löwen: Sozialismus mit kleinbürgerlichem Antlitz. Joseph Roths Berichte aus der Sowjetunion

Ingo Grabowsky: Motor der Verwestlichung. Das sowjetische Ėstrada-Lied 1950–1975

Andreas Oberender: Annäherungen an einen Unfassbaren. Stalin und seine Biographen

Andrej Meduševskij: Was war der Stalinismus? Die Stalinismus-Edition des Verlags ROSSPĖN
Sheila Fitzpatrick: Stalin und sein Team. Jenseits der Gewalt

Jörn Happel: Stalins Stimme. Der Dolmetscher Vladimir Pavlov

Stalins Herrschaft der Gewalt
Jörg Baberowskis „Verbrannte Erde“ – eine Debatte

Gerd Koenen: Weil es Stalin gefiel? Zu Jörg Baberowskis Deutung des Stalinismus

Ulrich Schmid: Ein Autodafé und seine Folgen

Stefan Plaggenborg: Stalin war’s! Über Jörg Baberowskis „Verbrannte Erde“

Benno Ennker: Ohne Ideologie, ohne Staat, ohne Alternative? Fragen an Jörg Baberowski

Friedrich Pohlmann: Bolschewismus und Stalinismus. Baberowski zur stalinistischen Gewaltherrschaft

Jürgen Zarusky: Schematische Übertragungen. Stalinismus und Nationalsozialismus bei Jörg Baberowski

Christoph Dieckmann: Die Suche geht weiter. Stalin, der Stalinismus und das Rätsel der Gewalt

Marc Junge: Das Vetorecht der Quellen. Baberowski und die Massenverfolgung im Großen Terror


Ulrich Heyden
Gefährliche Ignoranz
Strukturmängel in der Berichterstattung über Osteuropa
Deutsche Printmedien berichten immer weniger über den postsowjetischen Raum. Wenn, dann über Putin, Korruption oder Pussy Riot. Hintergrundberichte über Soziales und Kultur, gar aus den Regionen, nehmen die Redaktionen selten an. Aufgrund finanzieller Einschränkungen und bürokratischer Hürden können Korrespondenten in Moskau über ihren Raum, der von Kaliningrad über den Kaukasus bis nach Zentralasien und Vladivostok reicht, meist nur noch vom Schreibtisch aus berichten. Oberflächlichkeit und Fehlurteile sind die Folge.

Alexander Löwen
Sozialismus mit kleinbürgerlichem Antlitz
Joseph Roths Berichte aus der Sowjetunion
Im Sommer 1926 brach der Autor und Journalist Joseph Roth zu einer fünfmonatigen Korrespondentenreise durch die Sowjetunion auf. Seine beeindruckend klaren und dichten Feuilletons für die Frankfurter Zeitung heben sich in mehrfacher Hinsicht von den zeittypischen Texten anderer Sowjetunion-Reisender ab: Roth sympathisiert mit dem Sozialismus, bleibt aber nüchtern, er lobt beiläufig und kritisiert erbarmungslos. Ein Dorn im Auge sind ihm weniger revolutionäre Exzesse als vielmehr die Gleichmacherei und das Mittelmaß der neuen sowjetischen Bürgerlichkeit.

Ingo Grabowsky
Motor der Verwestlichung
Das sowjetische Ėstrada-Lied 1950–1975
Nach dem Tod Stalins brach der monolithische Charakter der Sowjetkultur auch im Ėstrada-Lied, der sowjetischen Form des populären Liedes, auf. Im Wechselspiel von staatlicher Einflussnahme, Publikumsinteressen und Produktionsbedingungen erlaubten sich die Künstler immer mehr Freiheiten. Der politisch akzeptierte Šljager, wie das erfolgreiche Lied auch genannt wurde, nahm in der sowjetischen Gesellschaft der 1950er bis 1980er Jahre einen bedeutenden Platz ein. Die Ėstrada war Motor der Verwestlichung.

Andreas Oberender
Annäherungen an einen Unfassbaren
Stalin und seine Biographen
Stalin beschäftigt jede Historikergeneration aufs Neue. Das klassische Stalinbild, das Robert Tucker und Adam Ulam zeichneten, lässt sich dank neuer Quellen differenzieren. Heutige Biographen wie Robert Service, Hiroaki Kuromiya und Kevin McDermott betten Stalins Handeln stärker in Kontexte und Strukturen ein und betonen die relative Schwäche des bolschewistischen Regimes. Doch es ist zweifelhaft, ob dies ausreicht, um Stalins Handeln zu erklären. Ohne die Fallstricke der Psychohistorie ignorieren zu wollen, sollte die Stalin-Biographik der mentalen Befindlichkeit des sowjetischen Diktators mehr Aufmerksamkeit widmen. Die Quellenlage gestattet es.

Andrej Meduševskij
Was war der Stalinismus?
Die Stalinismus-Edition des Verlags ROSSPĖN
Der Verlag ROSSPĖN gibt seit einigen Jahren eine Reihe zur Geschichte des Stalinismus heraus. Mittlerweile sind über 100 Bücher erschienen. Es handelt sich um Werke russischer Historiker sowie um Übersetzungen wichtiger Studien der westlichen Stalinismusforschung. Die Edition eröffnet ein umfassendes Bild auf den Stalinismus und zeigt, wie aufgrund der Archivrevolution der simple Gegensatz von Totalitarismustheorie und Revisionismus überwunden werden konnte.

Sheila Fitzpatrick
Stalin und sein Team
Jenseits der Gewalt
Über drei Jahrzehnte hielt sich um Stalin ein kleiner, stabiler Machtzirkel: Er setzte Stalins Politik um und überstand den stalinistischen Terror relativ gut. Dieser Kreis hegte tiefes Misstrauen gegenüber Ausländern aus der kapitalistischen Welt und betrachtete die heimische Intelligencija mit Argwohn. In ihr sah die Parteispitze Konkurrenz um die moralische Führung in der Gesellschaft. Doch die Kinder aus Stalins Team wurden selbst zu Angehörigen der Intelligencija und hielten sich der Politik fern. Die sozialen Regeln, nach denen Stalins Team funktionierte, waren komplexer, als dass sie sich auf Gewalt reduzieren ließen.

Jörn Happel
Stalins Stimme
Der Dolmetscher Vladimir Pavlov
1939 reformierte Vjačeslav Molotov den Auswärtigen Dienst der UdSSR. Er wollte einen professionellen Apparat mit jungen, linientreuen Mitarbeitern. Einer der neuen Diplomaten war Vladimir Pavlov. Er stieg zu einem wichtigen Dolmetscher Stalins auf und galt als sein „Lieblingssohn“. Nach dem Tod des Diktators fiel Pavlov in Ungnade. In Pavlovs Werdegang spiegelt sich die Entwicklung der sowjetischen Diplomatie und des Dolmetscherwesens. Er eröffnet Einblicke in Stalins und Molotovs Kreis sowie deren Umgang mit den Alliierten.

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