Friday, January 27, 2006


Ekkehard Maaß Bettina Kubanek

TSCHETSCHENIEN

Krieg und Geschichte
400 Jahre koloniale Eroberung – 400 Jahre Widerstand

Eine Ausstellung der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft e.V.

Eine alte tschetschenische Legende
Vor langer, langer Zeit erhob sich ein gewaltiger Sturm, der die Bäume Entwurzelte, die Flüsse und Meere über die Ufer treten ließ und die Berge einebnete. Er war so gewaltig, dass alles Lebendige vor ihm floh. Nur ein einsamer Wolf stemmte sich ihm entgegen, stand auf seinen vier Beinen und trotzte dem Sturm. Der Sturm wurde zornig, riss ihm das Fell in Fetzen vom Leibe und biss ihn blutig, doch der Wolf rührte sich nicht von der Stelle... weil er keine andere Heimat hatte als diesen Ort und nicht von ihr lassen wollte, auch wenn ihn hier größtes Unglück träfe.

Als Tschetschenien 1991 aus der Sowjetunion austrat und seine Unabhängigkeit erklärte, gab es dafür eine ebenso reale Chance wie für die baltischen, südkaukasischen und asiatischen Sowjetrepubliken. Niemals haben die Tschetschenen es für möglich gehalten, dass ihr Land mit der weitgehenden Toleranz der westlichen Demokratien in zwei russischen Kriegen durch Bombardements und Artilleriebeschuss völlig zerstört wird. 200.000 Tote, Flüchtlingselend, Konzentrationslager, Säuberungen und grausamste Folterungen haben die tschetschenische Gesellschaft entwurzelt und in eine Verzweiflung getrieben, die sie immer unbe-rechenbarer werden lässt. Die Ausbreitung des Konfliktes auf den gesamten Nordkaukasus und seine verheerende Rückwirkung auf die russische Gesellschaft sollte die Europäischen Regierungen in höchstem Maße beunruhigen.
Die Ausstellung soll ihren Besuchern die Kontinuität der Russisch-Tschetschenischen Tragödie vorstellen und mit Geschichtsbildern, Berichten, Portraits und Zahlen den Anstoß für ein eigenes Urteil liefern. Sie soll deutlich machen, dass ein Schweigen zu den Verbrechen der russischen Armee in Tschetschenien Mitschuld bedeutet und das eigene staatsbürgerliche Engagement verlangt. Statt in fünfzig Jahren den Genozid an den Tschetschenen aufzuarbeiten, sollte er endlich aufgehalten werden. In Tschetschenien stirbt ein Stück Europa. Tschetschenien gehört zu Europa und könnte mit seiner uralten und besonderen Kultur Europa bereichern.
Ekkehard Maaß, Berlin 2003

Quelle:

[http://www.d-k-g.de/downloads/Tschetschenienbroschuere.pdf]

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