Tuesday, January 24, 2006


Am 22.3.06 wird dem deutsch-georgischen Schriftsteller Giwi Margwelaschwili in Weimar die Goethe-Medaille überreicht werden!

Giwi Margwelaschwili: Georgischer Schriftsteller und Philosoph!

„Glück und Unglück haben ihre Ursache in der Person als Buchperson, deren Neigung es ist, sich einem Text wie einem Gesetz zu unterwerfen.“
Giwi Margwelaschwili wurde 1927 als Sohn georgischer Emigranten in Berlin geboren. Seine Mutter starb früh. Sein Vater lehrte Philosophie und Orientalistik an der Kaiser-Wilhelm-Universität und war Mitarbeiter der georgischen Emigrantenzeitung „Kaukasus“. Giwi besuchte, bedingt durch die Bombardierung Berlins, das Fichte-, Moltke-, Ernst- Moritz Arndt- und Bismarckgymnasium.
Im Februar 1946 wurde Giwi zusammen mit seinem Vater vom sowjetischen Geheimdienst NKWD aus dem westlichen Sektor in die Ostzone entführt. Der Vater wurde in Russland oder Georgien erschossen. Giwi kam nach sechs Wochen Bunkerhaft in das sowjetische KZ „Sachsenhausen“. Im Herbst 1947 wurde er nach Georgien entlassen.
Giwi lernte in kurzer Zeit Russisch und Georgisch und studierte Germanistik. Von 1954 bis 1970 arbeitete am Pädagogischen Fremdspracheninstitut in Tbilissi als Deutsch- und Englischlehrer. In dieser Zeit entstanden seine ersten Romane. 1960 besuchte ihn Heinrich Böll und war beeindruckt vom ersten Band des „Kapitän Wakusch“. Er bot Giwi seine Hilfe an und bat um das Manuskript, doch Giwi wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen und wagte diesen Schritt nicht.
1971 wurde Giwi Margwelaschwilis an das Philosophische Institut der Georgischen Akademie der Wissenschaften berufen. Es entstand ein umfangreiches philosophisches Werk mit Arbeiten vor allem zur deutschen Phänomenologie. Von 1970 bis 1980 war Giwi Margwelaschwili mit der Germanistin und Schriftstellerin Naira Gelaschwili verheiratet. 1975 wurde ihre Tochter Anna geboren.
Im November 1983 lernten sich Giwi und der Ostberliner Bürgerrechtler Ekkehard Maaß kennen. Ekkehard Maaß, der nun jedes Jahr den sonderbaren Schreiber auf seiner „Wartburg“ in Tbilissi besuchte, lud Giwi in die DDR und später in das vereinigte Deutschland ein und half ihm bei der Veröffentlichung der ersten Bände seines umfangreichen literarischen Werkes und bei der Rückkehr nach Berlin. Giwi Margwelaschwili war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und des DAAD. Er war Stadtschreiber in Saarbrücken und Rheinsberg und nahm an vielen internationalen literarischen Konferenzen und Kongressen teil. 1994 wurden ihm die deutsche Staatsbürgerschaft und ein Ehrenstipendium des Bundespräsidenten verliehen. Er ist Mitglied des PEN. Im Dezember 1995 erhielt er für sein Gesamtwerk den Brandenburgischen Literatur - Ehrenpreis.


Über ihn wurden drei Filme gedreht:
Holger Kulik, Aspekte, 1990; Petra Tschörtner, Herr Giwi und die rückläufige Emigration, Deutschland, 1997; Irene Langemann, Zwischen hier und dort, Deutschland, 1997;
Veröffentlichungen auf Georgisch oder Russisch:
Die Sujetzeit und die Zeit der Existenz,Tbilissi,1973; Das Existenziale und das Kategoriale in der Ontologie Martin Heideggers; Tbilissi, 1975; Das Problem der Finalität in den Ontologien Nikolai Hartmanns und Martin Heideggers, Tbilissi, 1982; Zuschauerräume, in „Gantiadi“, Nr. 5, Tbilissi, 1986; Philosophische Arbeiten (5 Bde.), Tbilissi, 1999-2001; Muzal, Tbilissi, 2001; Kapitän Wakusch, erster Band, Tbilissi, 2005;

Veröffentlichungen in deutscher Sprache:
Reportagen aus verschiedenen Bedeutungswelten, in: Ariadnefabrik, 3. Jahrgang, III Berlin, 1988; Das Erinnerungsweltschachturnier u. Ohne Impressionalien, in: Lettre international, Heft 6, Berlin,1989; Heldenleben, Heldentod, in: CONstruktiv, Heft 12, Berlin, 1991; Muzal - ein georgischer Roman, Inselverlag Fr.a.M.,1991; v Das böse Kapitel, Erstes Buch des Romanzyklus Die Große Korrektur, Rütten & Loening, Berlin,1991; Zuschauerräume, Autorenkollegium, Berlin,1991; Kapitän Wakusch, Erster Band: In Deuxiland, Autobiographischer Roman, Südverlag, Konstanz, 1991; Kapitän Wakusch, Zweiter Band: Sachsenhäuschen, Südverlag, Konstanz, 1992; Der ungeworfene Handschuh, Rütten & Loening, Berlin,1992; Die Verunsicherung als ontotextologisches Problem, in: Das verunsicherte Europa, Hilmar Hoffmann, Dieter Kramer (Hg.), Verlag Anton Hain, Frankfurt/M, 1992; Leben im Ontotext - Poesie - Poetik - Philosophie, federchenverlag, Neubrandenburg,1993; Gedichtwelten-Realwelten, Fußnote 28, Bamberg, 1994; Der Bildweltrahmenfrieden und der Bildweltrahmenkrieg, in: Mit dem Fremden leben?, Lew Kopelew (Hg.), Bundverlag, Köln 1994; Ein Stadtschreiber hinter Schloss und Riegel, Rheinsberger Bogen 1, Kurt Tucholsky Gedenkstätte Schloss Rheinsberg, 1995; Der Kontinent Europa als geo-noetischer Topos, in Suchbild Europa - künstlerische Konzepte der Moderne, J. Wertheimer (Hg.), Rodopi IFAVL 12, 1995; Verlautbarungen der Versweltverwaltung, in „Sinn und Form“, 47. Jahr, Viertes Heft, Berlin, 1995; Ein Puff in der Verswelt / Phaon, in: Die mir nicht verliehenen Preise häufen sich beträchtlich, zum 70. Geburtstag von Henryk Bereska, Corvinus Presse, 1996; Über ein befreiendes Erlesnis von einsamen Gedichtweltpersonen, in: Was über dich erzählt wird, Festschrift für Elke Erb, Corvinus Presse, 1998;

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