(derstandard.at) Bidsina Iwanischwili träumt von Demokratie in Georgien
foto: reuters/gedenidze |
Die Beschreibung des Erfolgsgeheimnisses des georgischen Milliardärs Bidsina
Iwanischwili klingt trivial. "Er hat Firmen, die niemand brauchen konnte, für
ein paar Millionen gekauft und dann für Milliarden verkauft", schreibt das
Wirtschaftsmagazin Forbes. So einfach ist es also, ein Vermögen von fünf
Milliarden Euro anzuhäufen und zur Nummer 153 der Reichsten der Welt
aufzusteigen.
Über Iwanischwili, der heute bei der Parlamentswahl das Machtmonopol von
Präsident Michail Saakaschwili brechen will, war bis vor kurzem wenig bekannt.
Die russische Presse nannte den 56-Jährigen den "geheimnisvollsten Oligarchen",
da er die Öffentlichkeit mied und nie Interviews gab. Bis 2005 existierte von
Iwanischwili nur ein einziges Foto.
Wie die meisten Oligarchen legte der damalige Wirtschaftsstudent den
Grundstein für sein Imperium in den Umbruchjahren der Perestroika. Während des
Studiums in Moskau begann Iwanschwili mit der Hilfe alter jüdischer Bekannter
aus Tiflis, die inzwischen nach Israel und in den Westen ausgewandert waren,
Computer nach Russland einzuführen. Ein Computer ließ sich damals zum Preis von
zwei Autos verkaufen. Innerhalb von eineinhalb Jahren hatte Iwanischwili genug
Geld, um 1990 die Rossijskij Kredit Bank zu gründen. Der Sohn eines Kumpels
investierte vor allem in den Bergbau, aber auch in Luxusimmobilien und die
Apothekenkette Doktor Stoletow.
Erst im Herbst 2011 ging Iwanischwili an die Öffentlichkeit. Er trennte sich
von seinen russischen Beteiligungen und gründete die Oppositionspartei
"Georgischer Traum - Demokratisches Georgien", die den Sturz Präsident Michail
Saakaschwilis zum Ziel hat. 2003 unterstützte der Unternehmer noch die
Rosenrevolution. 2008 folgte nach dem russisch-georgischen Krieg der Bruch mit
"Mischa". Aus Rache wurde Iwanischwili die georgische Staatsbürgerschaft
entzogen.
In der Politik will der Kunstliebhaber, der Picassos Dora Maar mit Katze sein
Eigen nennt, eigentlich nur ein, zwei Jahre bleiben. Danach will er die
Zivilgesellschaft unterstützen. "Ich versuche, ein Prozent meines Geldes für
mich und 99 Prozent für die Gesellschaft auszugeben", sagte Iwanischwili dem
Independent. 500 Schulen, 600 Kirchen, darunter die größte des Landes, und mehr
als 250 Häuser in seinem Heimatdorf Tschorwila hat der Milliardär bisher
errichten lassen. Diese Großzügigkeit regt die Träume der Georgier an.
(Verena
Diethelm /DER STANDARD, 1.10.2012)
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